Kommentar Koch: Schlauer Kater, dumme Mäuse

Die rot-rot-grüne Mehrheit in Hessen hat sich mit ihrer fehlerhaften Gesetzesvorlage blamiert. Koch hat sie vorgeführt - und dabei mehr gewonnen als verloren.

In Hessen hat Roland Koch die rot-rot-grüne Mehrheit der Abgeordneten im Wiesbadener Landtag jetzt vorgeführt. Blamiert haben sie sich durch einen peinlichen Patzer: Mit ihrer fehlerhaften Gesetzesvorlage hätten sie die geplante Abschaffung der Studiengebühren gar nicht erreichen können. Am Ende werden die Studiengebühren zwar fallen. Aber eine linke Machtdemonstration wird daraus wohl nicht mehr werden. Da kann sich Hessens Grünen-Chef Tarek Al-Wazir noch so aufregen und davon sprechen, dass die Katze das mausen nicht lässt und Roland Koch eben Roland Koch bleibe. Im Grunde zeigt der Vorfall ja gerade: Nur eine pfiffige Maus wischt Kater Koch eins aus.

Der Ministerpräsident hat durch seine Aktion mehr gewonnen als verloren. Er hat die Grünen vergrätzt, aber mit der Option eines schwarz-gelb-grünen Bündnisses hat er ohnehin nur taktiert. Die Pose des sanft integrierenden Landesvaters kauft Koch nun niemand mehr ab. Doch dass er ein Profi ist, der alle Instrumente der Macht beherrscht, schätzen seine Wähler ja gerade an ihm.

Das Malheur mit den Studiengebühren muss SPD, Grüne und Linke schmerzen. Ihnen fehlen Alternativen. In Umfragen liegen die Sozialdemokraten - im Bund wie in Hessen - so tief unten, dass Neuwahlen unangenehm wären. Ein neuer Anlauf im Landtag aber, Andrea Ypsilanti zur Regierungschefin zu wählen, bedeutete maximales Risiko: Scheitert sie, wäre ihre Laufbahn beendet. So bleibt Rot-Rot-Grün in Hessen nur, auf bessere Zeiten zu warten. Auf einen anderen SPD-Chef als Kurt Beck. Auf einen Fehler von Roland Koch. Oder darauf, dass die Linke-Allergikerin Dagmar Metzger aus einer Laune heraus nach Amerika auswandert.

Ob sich die Lage durchs Warten verbessert, ist allerdings ungewiss. Denn in den Bundesländern kann die Exekutive viel gestalten, ohne das Parlament dafür um Erlaubnis fragen zu müssen. Selbst bei der Gesetzgebung hängt der Landtag von der Zuarbeit der Ministerien ab. Die Haushaltsberatungen werden das noch deutlicher zeigen als jetzt die Abschaffung der Studiengebühren. Koch wird dies für sich nutzen.

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