Nasa plant Erdbeben-Frühwarnsystem: Elektrische Warnsignale im All

Größere Erdbeben kündigen sich Tage zuvor mit elektrischen Signalen in der Atmosphäre an. Davon sind Nasa-Wissenschaftler überzeugt - und wollen ein Frühwarnsystem bauen.

Mit einem Frühwarnsystem hätten bei einem Erdbeben wie in China Zehntausende gerettet werden können. Bild: dpa

Nasa-Wissenschaftler haben möglicherweise einen Weg gefunden, um ein weltweites Vorwarnsystem für Erdbeben aufzubauen. Die Wissenschaftler hätten eine Zusammenhang zwischen elektrischen Signalen in der Atmosphäre und kurz darauf stattfindenen Erdbeben festgestellt, berichtet der Online-Dienst von BBC. Auch bei dem verheerenden Erdbeben in China konnten solche Signale in der Atmosphäre registriert werden. Noch besteht ein großer Forschungsbedarf bei diesem Phänomen - doch Minoru Freund, Physiker und Direktor am Ames Research Center der Nasa in Kalifornien, ist davon überzeugt, dass eine "klare Korrelation zwischen den elektrischen Signalen und den Erdbeben" besteht. Sollte der Nasa-Forscher Recht haben, wäre ein Erdbebenvorwarnsystem in greifbarer Nähe. Dazu müsste nur ein Satellitensytem zu Überwachung der Atmosphäre aufgebaut werden.

Mehrere Studien unterstützen inzwischen Freunds Überlegungen. So hat Jann-Yeng Liu, vom Space Center im taiwanesischen Chung-Li, über 100 Erdbeben mit einer Magnitude von über fünf ausgewertet. Der Wissenschaftler fand heraus, dass beinahe alle dieser Erdbeben, die etwa 35 Kilometer unter die Erdoberfläche hinab reichten, von elektrischen Störungen in der Ionosphäre angekündigt worden waren. Die Ionospäre ist ein Teil der Atmosphäre und beginnt in einer Höhe von etwa 80 Kilometern. In der Inosphäre, die bis zu 800 Kilometer hoch reicht, sind große Mengen an Ionen und freien Elektronen zu finden. Die elektrisch geladenen Teilchen entstehen vor allen durch die energiereiche Strahlung der Sonne.

Nach einer von Minoru Freund und seinem ebenfalls am Nasa Ames Research Institutes beschäftigten Vater, Friedemann Freund, aufgestellten Theorie, entstehen die elektrischen Signale, wenn Felsen und Gestein zusammengepresst werden. Die von dem Gestein freigesetzten geladenen Teilchen werden von den Freunds als "Phole" bezeichnet. In Laborexperimenten konnte gezeigt werden, dass diese Phole auch größere Strecken durchwandern können.

Erreichen die Phole die Erdoberfläche, so wird diese positiv aufgeladen. Die dabei aufgebaute Spannung kann so stark werden, dass auch die Ladung in der Ionosphäre beeinflusst wird. Die Freunds gehen davon aus, dass im Vorfeld von Erdbeben die tektonischen Spannungen ausreichen, damit sie über die Phole auch in der Ionosphäre nachweisbar sind.

Mike Blanpied, Geophysiker beim US-Geological Survey (USGG), bezweifelt, dass das Freund'sche Modell zum Aufbau eines Erdbebenfrühwarnsystems genutzt werden kann. Zum einen seien bisher nur Experimente unter Laborbedingungen durchgeführt worden – mit trockenen Steinen und bei Zimmertemperatur. Im Erdinneren aber seien die Bedingungen ganz anders. Zudem gehen die Nasa-Forscher laut Blanpied davon aus, das die tektonischen Spannungen innerhalb weniger Tage vor einem Erdbeben entstehen. Bisher sei das aber noch nie beobachtet worden.

Minoru Freund gesteht zwar ein, dass noch sehr viel geforscht werden muss bis sein Frühwarnsystem abeitsfähig ist. Er will aber schon ein Vorschlag ausarbeiten, wie mit wenig Geld und drei Satelliten so ein Frühwarnsystem aussehen könnte.

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