EU-weit gültige Abschlüsse aus Istanbul: Deutsche Profs am Bosporus

Die Gründungsakte für eine deutsch-türkische Universität in Istanbul ist unterzeichnet. Die Türkei stellt das Gebäude, Deutschland das Lehrpersonal.

Türkische Universitäten bekommen Konkurrenz von einer Uni mit deutschen Professoren. Bild: rtr

Berlin/Istanbul taz Feierlicher Gründungsakt in Berlin. Gestern unterzeichneten der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und sein türkischer Kollege Ali Babacan zusammen mit Wissenschaftsministerin Annette Schavan die Gründungsakte für eine deutsch-türkische Universität. So bald wie möglich, soll nun in Istanbul ein Campus entstehen, auf dem in deutsch-türkischer Kooperation Studenten ausgebildet werden.

Geplant ist eine staatliche türkische Universität auf der vorzugsweise in Deutsch unterrichtet wird. Die türkische Seite will dafür das Gebäude zu Verfügung stellen, aus Deutschland soll der größte Teil der Professoren kommen. Unter Leitung des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) wird zur Zeit ein Konsortium verschiedener deutscher Hochschulen gebildet, die zukünftig als Partner für die deutsch-türkische Uni in Istanbul fungieren sollen.

Die Uni soll zunächst vier Fakultäten haben: Rechtswissenschaft, Naturwissenschaften, Ingenieurswissenschaften und Wirtschaft - Sozialwissenschaften und Kultur. Die Abschlüsse die die Universität vergibt sollen sich am Bologna Prozess orientieren und möglichst sowohl in der Türkei wie auch innerhalb der EU gültig sein. Beide Seiten gehen davon aus, dass es ein wachsendes Interesse für eine solche Universität gibt, weil zum einen Deutsch-Türken oder Deutsche mit türkischem Hintergrund als Zielgruppe Infrage kommen, wie auch Absolventen deutscher Schulen in der Türkei. Durch das wachsende Engagement deutscher Firmen in der Türkei, hätten, so die Erwartung, die Absolventen auch gute Berufschancen, da schon jetzt Bedarf an Leuten besteht, die sich in beiden Kulturen auskennen.

Was sich so gut anhört, ist bis jetzt allerdings nur ein Projekt auf dem Papier und noch dazu ein ziemlich altes. Zwar gab es bislang noch nie eine förmliche Gründungsurkunde, aber große Absichtserklärungen beider Seiten sind nichts Neues. Schon Anfang der 90er Jahre wollte man eigentlich eine deutsch-türkische Uni ins Leben rufen, geworden ist daraus nie etwas. Auch jetzt fehlt es nicht nur an einem geeigneten Gebäude, selbst ein Grundstück, auf dem das Bauschild aufgestellt werden könnte, ist noch nicht vorhanden. Ob dann später wirklich das Geld für den Bau und den Unterhalt da ist, wird sich erst in der Praxis erweisen. Auch die Höhe möglicher Studiengebühren ist noch unklar. Noch ist das Studium an einer staatlichen Uni in der Türkei fast Gebührenfrei, doch das kann sich bald ändern. Die privaten Universitäten, deren Anzahl ständig wächst, da das staatliche System den Andrang an die Universitäten längst nicht adäquat bedienen kann, kosten jedenfalls schon jetzt bis zu 5000 Euro pro Semester.

Doch das alles sind Probleme die sich erst später stellen. Mit der gestrigen Unterschrift so ein Insider auf deutscher Seite, ist erstmals ein Grad von Verbindlichkeit erreicht, bei dem auch ein Minister - oder Regierungswechsel nicht gleich wieder das Aus für das ganze Projekt bedeuten würde.

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