Verdacht auf Insiderhandel: "Monsieur Airbüs" in Polizeigewahrsam

Die französische Finanzpolizei wirft Noël Forgeard, dem ehemaligen Vizechef des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS, Insiderhandel vor und setzt ihn vorläufig fest.

Sieht sich als "Opfer": Ex-Airbus-Chef Forgeard. Bild: ap

Noël Forgeard sitzt in Polizeigewahrsam. Die französische Finanzpolizei wirft dem ehemaligen Chef des europäischen Rüstungs- und Luftfahrtkonzerns EADS Insiderhandel vor. Als er am Mittwoch zu einer Vernehmung in der Pariser Behörde auflief, nahmen ihn die Beamten fest. 48 Stunden können sie ihn ohne Haftbefehl einbehalten, dann müssen sie ihn dem Untersuchungsrichter vorführen - oder gehen lassen.

Forgeard hatte von 1998 an die EADS-Flugzeugtochter Airbus geführt, bevor er 2005 in die Doppelspitze des Mutterkonzerns aufrückte. Von dort wollte er die Premiere seines Lieblingsprojekts, des Superjets A380 miterleben. Aber schon im März 2006 verkaufte er plötzlich eine Menge Aktien, 162.000 Stück, mit denen er einen Gewinn von 2,5 Millionen Euro machte. Auch andere Manager stießen ihre Papiere ab, bevor im April bekannt wurde, dass die Produktion des A380 schwer hakte - und der Kurs der EADS-Aktie an einem Tag um 26 Prozent abstürzte. Schnell stand der Verdacht im Raum, sie hätten von den Problemen gewusst. Das "bisher einzige interne Opfer", so Forgeard, war er selbst: Er musste gehen.

Auch die französische Börsenaufsicht AMF ermittelt seit zwei Jahren. Im vergangenen Monat hatte sie ein Sanktionsverfahren gegen die Verdächtigen eingeleitet, zu denen auch Forgeards Ex-Co- und heutiger Airbus-Chef Thomas Enders gehört. Sie untersucht sogar, ob die Manager Anleger getäuscht haben: Sie sollen sie "durch eine überzogen positive Außendarstellung" überzeugt haben, Aktien dazuzukaufen, um den Kurs zu treiben - und die eigenen Gewinne beim Verkauf zu vergrößern.

Von EADS war am Mittwoch keine Stellungnahme zu erhalten. Vorstandschef Louis Gallois hatte sich auf der Hauptversammlung noch explizit vor die beschuldigten Manager gestellt. Weitere Aufregung kann Gallois, der eigentlich geplant hatte, in dieser Woche auf der Internationalen Luftfahrtausstellung zu glänzen, im Moment nicht brauchen: Die Schwierigkeiten mit dem A380 sind längst nicht ausgeräumt, was die Verzögerungen kosten, wird sich erst in den Bilanzen der nächsten Jahre zeigen. Das Sparprogramm "Power 8", mit dem 10.000 Arbeitsplätze abbaut werden sollen, kommt nicht voran und sorgt sogar für neue Spannungen. Die Franzosen behaupten, sie trügen größere Teile der Sanierungslasten als die deutschen Werke. Nun wird Gallois schon heute nach Hause reisen und versuchen, die Gemüter zu beruhigen.

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