Paris gibt zu denken

Tenevers Stadtteilmanager Barloschky entwarnt und warnt zugleich: ganz andere Strukturen als in den Pariser Banlieues, aber auch hier sind die Perspektiven schlecht

Bremen taz ■ In der Debatte um brennende Vorstädte in Frankreich und Bremer Nachahmertaten hat sich jetzt der Stadtteilmanager von Tenever, Joachim Barloschky, zu Wort gemeldet. Zwar hat es in Tenever anders als in Huchting oder Gröpelingen bisher keine brennenden Container gegeben, doch ist Tenever, anders als die anderen Stadtteile, eines der Quartiere, die sich ansatzweise mit den französischen Banlieues vergleichen ließen. Dem will Barloschky jetzt begegnen. „In der Tat sind die materiellen und sozialen Dramatiken unserer Vorstädte ähnlich den französischen“, erklärt er, „ein entscheidender Unterschied besteht aber eben darin, dass hier vor Ort Möglichkeiten bestehen, die Auswirkungen abzufedern.“

Neben der Sanierung Tenevers, die den Stadtteil sichtbar verändert, zähle dazu „eine (noch) sehr gute soziale Infrastruktur, die vernetzt arbeitet“, die Möglichkeiten der Teilnahme im Rahmen der Stadtteilgruppe Tenever, „wo sich jetzt fast monatlich 70 bis 100 Leute treffen und den Quartiersdiskurs führen. Dazu zählen BewohnerInnen und Verantwortliche aus Politik, Wohnungswirtschaft, Verwaltung und sozialen Einrichtungen.“ Die Stadtteilgruppe sei ein Forum „für die Menschen, wo sie ihre Sorgen und Ideen loswerden können – und damit ernstgenommen werden“. Auch Jugendliche nähmen hier regelmäßig teil, sagt Barloschky.

Dennoch sei man in Tenever „gleichzeitig wütend und besorgt“, erklärt der Quartiersmanager und verweist auf Bildungsbenachteiligung, Kinderarmut, nicht ausreichende materielle Absicherung, Umzugsaufforderungen oder die katastrophale Lehrstellensituation für Jugendliche. sgi