Noch kein Protest von Apple: Die Rückkehr der Mac-Klone

Eine kleine US-Firma liefert erstmals normale PCs mit OS X-Betriebssystem aus. Markenbesitzer Apple verhält sich noch verdächtig ruhig.

Läuft auch auf einem "Open Computer": Apple-Betriebssystem "Leopard" Bild: dpa

BERLIN taz Psystar, ein kleines Unternehmen aus dem amerikanischen Sonnenstaat Florida, hat am Wochenende den ersten Klon-Mac seit elf Jahren ausgeliefert. Ab 655 Dollar plus Versand gibt es dort seit einigen Wochen einen Rechner namens "Open Computer" zu bestellen, auf dem das neueste Mac OS X-Betriebssystem "Leopard" gleich installiert ist - in einer Ausstattung, die Apple zu diesem Preis nicht anbietet. Die Firma aus Miami will damit eine Marktlücke füllen: Denn seit Ende des vergangenen Jahrhunderts stellt nur Apple Mac-Rechner her.

Bevor Steve Jobs 1997 offiziell zu Apple zurückkehrte, konnte man Macintosh-kompatible Maschinen einige Jahre lang auch von mehreren anderen Firmen erwerben. Apple hatte so versucht, in Krisenzeiten neue Geschäftsfelder zu erobern und seine Software an Dritte lizenziert. Firmennamen wie "Power Computing" oder "Umax" kennt heute fast niemand mehr, dennoch stießen die Produkte aufgrund teilweise deutlich geringerer Preise bei Mac-Fans auf Interesse. Jobs setzte dem ein Ende, weil er seit Jahren fest daran glaubt, dass Software und Hardware in die Hand eines Computerunternehmens gehören - ganz im Gegensatz zur Windows-Welt. Nur so sei eine nutzerfreundliche genaue Abstimmung beider Bereiche gewährleistet, für den Apple-Boss eine der Hauptkriterien des heutigen Erfolges.

Technisch gesehen war die erste Mac-Klon-Zeit allerdings eine völlig andere Ära: Apple setzte damals noch auf das klassische Mac OS und Chips auf Basis der so genannten "PowerPC"-Technik. Inzwischen laufen MacBooks, Mac Pros, iMacs und Mac minis mit Hauptprozessoren aus dem Hause Intel - und sind damit mit ihren Brüdern und Schwestern aus dem PC-Lager nahezu identisch. Für Mac-Besitzer hat dies den Vorteil, dass sie sowohl das Apple-Betriebssystem OS X als auch Windows auf ihren Maschinen laufen lassen können. Umgekehrt geht das offiziell allerdings nicht: Apple verbietet in seinen Lizenzbedingungen den Betrieb von Leopard und seinen Vorgängerversionen auf Nicht-Macs. Einige technologische Hürden wurden zudem aufgestellt: So unterscheidet sich die so genannte Firmware, das Software-Grundgerüst eines Rechners, zwischen Macs und normalen PCs. Die Barriere war allerdings von findigen Hackerteams per internationaler Internet-Zusammenarbeit schnell genommen: Inzwischen wurde auch die neueste Version von Mac OS X für normale PCs aufbereitet. Die Installation ist allerdings keineswegs trivial und wird von Apple rein gar nicht unterstützt; zumal man wie erwähnt Lizenzbedingungen bricht und sich wegen Umgebung von Kopierschutzmaßnahmen in einigen Ländern eventuell gar strafbar machen könnte.

Psystar will all die Probleme nun dadurch lösen, dass das Unternehmen für 155 Dollar Aufpreis Leopard gleich mit aufspielt und "hackt" - der Klon-Mac soll so direkt aus der Schachtel funktionieren. Das Lizenzproblem scheint das Unternehmen dabei nicht zu stören, das Risiko wolle man eingehen, hieß es. Apple selbst blieb bei alledem verdächtig ruhig - einen Kommentar aus dem Hauptquartier im kalifornischen Cupertino erbaten Reporter vergeblich. Eine gewisse Angst scheint bei Psystar aber dennoch zu existieren: So hieß der "Open Computer" zunächst "Open Mac", was eine klare Verletzung von Markenrechten war. Innerhalb weniger Tage wurde die Bezeichnung geändert. Die kleine Firma setzte sich auch anderweitig in die Nesseln: Sie wechselte gleich mehrfach ihren Firmensitz, um mehr Platz für die vielen Bestellungen zu haben, so dass im Internet Gerüchte aufkamen, es handele sich um Betrug. Auch wollte der von Psystar verwendete Kreditkarten-Bezahldienst nichts mehr mit der Firma zu tun haben, nachdem sie zu schnell zu hohe Beträge abwickeln wollte und zuvor keine Angaben darüber gemacht hatte, dass sie im Hardware-Geschäft tätig ist.

Wer einen "Open Computer" kauft, geht auch anderweitige Risiken ein. So sind große Betriebssystem-Updates nicht zu verwenden, weil jede neue Version neuerlich "gehackt" werden muss - Sicherheitslücken verblieben so auf den Maschinen. Entsprechende Unterstützungsverträge bietet Psystar wohlweislich nicht an. Kritik gab es auch aufgrund der Preise: Ganz so billig sind die Rechner der Firma nämlich auch nicht. Wer wirklich einen "Hackintosh" haben wolle, solle ihn sich doch lieber selbst zusammenbauen, hieß es in Fachforen. Entsprechende Anleitungen gibt es im Internet durchaus.

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