Das Weiße im Auge der Kolonialhelden

Zum Volkstrauertag erinnert das Eine-Welt-Netzwerk im Tansania-Park gegen den Maji-Maji-Aufstand im damaligen Deutsch-Ostafrika vor 100 Jahren. Anders als in den vorangegangenen Jahren blieben Kränze niederlegende Traditionsverbände der Überseetruppen aus

Das Eine-Welt-Netzwerk hat am Sonnabend seine Art, der Kolonialgeschichte zu gedenken, durchgesetzt. Etwa 40 Vertreter des Netzwerks, der Geschichtswerkstätten und der GAL erinnerten im Jenfelder Tansania-Park an den Maji-Maji-Aufstand vor 100 Jahren. Die Tradtionsverbände der deutschen Kolonialtruppen und des Afrika-Korps, die in den vergangenen Jahren am Tag vor dem Volkstrauertag Kränze im Park niedergelegt hatten, blieben aus. Beim Maji-Maji-Aufstand war ein großer Teil der Bevölkerung ums Leben gekommen.

In dem Park vor der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne steht ein Ehrenmal für die Gefallenen der Kolonial- und Afrikatruppen. Vor drei Jahren erreichte es der Kulturkreis Jenfeld, dass zwei Terakotta-Reliefs vom ehemaligen Kasernen-Eingang hier aufgestellt wurden. Sie zeigen überlebensgroß deutsche Kolonialsoldaten mit afrikanischen Helfern und hatten zunächst Peter Tamms Marine-Sammlung einverleibt werden sollen.

Das Ziel des Kulturkreises, einen Tansania-Park zu schaffen, der die Verbindungen zwischen Deutschland und Tansania allgemein zum Inhalt gehabt hätte, scheiterte am Streit um die Präsentation der Denkmäler. Es sei Konsens im Kuratorium für den Park gewesen, „den bildmächtigen Reliefs etwas Bildmächtiges entgegenzusetzen“, erinnerte sich Heiko Möhle, der Geschäftsführer des Eine-Welt-Netzwerks. Stattdessen habe der Kulturverein Fakten geschaffen. Übrig blieben von der Kuratoriumsarbeit blaue Tafeln in drei Sprachen, die die Denkmäler in ihrem Kontext erläutern.

Die Künstlerin Hannimari Jokinen warb noch einmal für ihren Entwurf eines Parks der Kolonialdenkmäler. Durch die Versammlung vieler Denkmäler auf engstem Raum und die Möglichkeit, den Denkmalshelden von Podesten ins Auge zu blicken, wäre es möglich, die kolonialen Mythen zu entmystifizieren, argumentiert die Künstlerin. Der Senat ignoriert ihren Vorschlag. „Über erste Überlegungen des Trägervereins der Gedenkstätte vom August 2002 hinaus sind keine weiteren Konzepte bekannt“, lautete im Oktober seine Antwort auf eine Große Anfrage der SPD.

„Wir müssen hier etwas hinbringen, das Jugendlichen erlaubt, die Kolonialzeit kritisch zu betrachten“, sagte der ehemalige Staatsrat Reinhard Behrens (Ex-SPD), der als Moderator das Konzept für den Park weiterentwickeln soll. Es gelte aber auch, das eigene heutige Geschichtsbild kritisch zu betrachten. Im tansanischen Nationalmuseum werde die deutsche Kolonialzeit „relativ positiv“ dargestellt. „Es ist die Frage, inwieweit wir Europäer hier den Oberlehrer machen sollten“, fand Behrens. Am 20. November ab 11 Uhr wird er auf Einladung des Kulturkreises im Park über das Konzept diskutieren. Gernot Knödler

Zur Erinnerung an den Maji-Maji-Aufstand werden in der Neuen Gesellschaft, Rothenbaumchaussee 19, an den kommenden vier Dienstagen ab 19.30 Uhr Vorträge zur Kolonialgeschichte gehalten. Am 18. November ab 19 Uhr setzen sich Mitglieder des tansanischen Nationalensembles in der Katholischen Akademie, Herrengraben 4, künstlerisch mit dem Aufstand auseinander