US-Vorwahlen in Pennsylvania: Klarer Sieg für Clinton

Besser als erwartet schneidet Clinton bei der jüngsten Vorwahl ab. Aber Obama bleibt mit zehn Prozent mehr Delegiertenstimmen vorn - und bei Clinton ist das Geld knapp.

Wie lange kann das ein Mensch durchhalten? Bild: reuters

WASHINGTON taz Sechs lange Wochen Wahlkampf mit allen Mitteln haben sich für Hillary Clinton ausgezahlt. Mit deutlichem Vorsprung konnte die Senatorin die demokratischen Vorwahlen im US-Bundesstaat Pennsylvania am Dienstag für sich entscheiden. Zehn Prozentpunkte lag sie vor Barack Obama, das war mehr als die meisten Wahlanalysten erwartet hatten. Clinton erhielt demnach 55 Prozent der Stimmen. Ihr innerparteilicher Konkurrent Obama kam hingegen nur auf 45 Prozent.

So begeistert die Hillary-Wählenden am Dienstag abend auch waren – das Ergebnis bedeutet letztlich nur, dass das seit Monaten anhaltende Duell um die Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten mit unverminderter Härte weitergehen wird. Obama, der einen Sieg in Pennsylvania wohl nicht mehr erwartet hatte, war am Wahltag selbst bereits nach Indiana abgereist. Dort wird, gemeinsam mit North Carolina, in zwei Wochen wieder gewählt. Insgesamt finden bis Anfang Juni noch neun sogenannte "Primaries" - also Vorwahlen - statt.

In den Wochen vor der Pennsylvania-Wahl hatte sich das zähe Ringen der beiden innerparteilichen Konkurrenten zu einer regelrechten Schlammschlacht gesteigert. Beide, Kandidaten hatten Millionen Dollar in Werbefilmchen gesteckt, die den jeweiligen Gegner attackierten. Clinton hatte zuletzt mit einer Sequenz von Schreckensbildern, darunter einer Aufnahme Osama bin Ladens, für sich geworben - und sich so kämpferisch gegeben. Obama schalt sie daraufhin, ebenso wie US-Präsident George W. Bush, eine Politik der Angst zu betreiben. Zuvor hatte Clinton wiederholt Obamas Wählbarkeit angezweifelt und ihn heftig dafür kritisiert, dass er "elitär" und "arrogant" sei.

Zur Wahltaktik gehört, Siege in einzelnen Vorwahlen möglichst hoch zu hängen: Ihr Sieg in Pennsylvania sei um so bedeutender, sagte Clinton bei ihrer Siegesrede in Philadelphia, weil Obama drei Mal so viel Wahlkampfspenden wie sie selbst zur Verfügung gehabt habe und drei mal soviel Geld für Werbung ausgeben konnte. Bemerkenswerter freilich war, dass die Kandidatin schon in der ersten Minute ihrer Dankesrede die US-Wähler um Geldspenden bat.

Das deckt sich mit Medienberichten, denen zufolge die Kampagne der New Yorker Senatorin unter großen finanziellen Schwierigkeiten leidet. Während Barack Obama allein im März rund 41 Millionen Dollar sammelte, nahm Clinton bis zur Pennsylvaniawahl nur 20 Millionen Dollar ein. Laut Meldung von US-Medien strömten in den ersten Stunden nach Bekanntwerden des guten Abschneidens von Hillary Clinton immerhin nach wenigen Stunden mehrere Millionen Dollar zusätzlich in in ihre Wahlkampfkasse.

Nach wie vor führt Obama mit insgesamt mehr Wählerstimmen und vor allem mit mehr Delegiertenstimmen das Rennen um die Parteinominierung zum Präsidentschaftskandidaten der US-Demokraten deutlich an. Dennoch kann, rein rechnerisch keiner der beiden Bewerber die erforderliche Delegiertenzahl von 2.025 mehr erreichen, die zu einer automatischen Nominierung führen würde. Experten gehen davon aus, dass das Kopf-an-Kopf-Rennen im Sommer schließlich durch die 795 Superdelegierten, die die Partei bestellt hat, entschieden werden muß.

Hillary Clinton, begleitet von Tochter Chelsea und Ihrem Mann Bill, gab sich am Dienstag abend strahlend und optimistisch, dass sie die Nominierung der Demokraten gewinnen und nach der Präsidentenwahl im Herbst ins Weiße Haus einziehen werde. "Nach acht Jahren der Regierung von George Bush... dürfen wir keinen Tag verlieren", rief sie vor jubelnden Anhängern. Sie versprach, die US-Truppen aus dem Irak nach Hause zu holen und die Wirtschaftskrise zu bekämpfen. Die Siegeswelle Obamas sei vorbei, erklärte die Senatorin. "Der Wind dreht sich."

Einige hundert Kilometer weiter westlich, im US-Bundesstaat Indiana, gab sich Obama ebenfalls zuversichtlich. Er gratulierte Clinton zu ihrem "großartigen Wahlkampf" - das war aber auch schon das einzige, was er über Clinton sagte.

Dann aber holte er aus gegen das "Establishment in Washington, dass uns bekämpfen wird". Nun seien es die Wähler in Indiana, die es in der Hand hätten, diese Wahl zu entscheiden – und damit die Zukunft des Landes. "Wir werden nicht nur die Vorwahl gewinnen, wir werden nicht nur im November gewinnen - wir werden dieses Land verändern und die Welt", sagte ein entspannt wirkender Obama vor Anhängern in Evansville. Gezielt wich Obama damit der direkten Konfrontation mit Clinton aus.

Hillary Clintons Erfolg beruht nach ersten Analysen vor allem auf ihrer Ausstrahlung auf Arbeiter, ältere Wähler, weiße Männer - und ganz allgemein bei den Frauen. Sie siegte in fast ganz Pennsylvania, außer in der Umgebung der Metropole Philadelphia, wo ein Drittel der Bevölkerung Pennyslvanias lebt. Obama dagegen schnitt nach Meinung von Experten erwartungsgemäß bei schwarzen, bei jungen, sowie bei gebildeten Wählern besser ab. Obama konnte sich bislang die Stimmen von 1.644 Delegierten für den Parteitag sichern, Clinton lediglich die von 1.498 Delegierten.

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