Neue Pro7-Serie "Unschuldig": Redundant und langweilig

Offenbar hält ProSieben seine Zuschauer für nicht besonders helle. Anders lassen sich all die Wiederholungen und Extra-Erklärungen in "Unschuldig" nicht erklären.

Die schöne Anwältin (Alexandra Neldel) ist außerdem gescheit. Bild: pro sieben

ProSieben-Zuschauer sind dumm. Zumindest traut der Sender ihnen erschreckend wenig zu. Schon die erste Folge der von Teamworx (Das Wunder von Berlin) produzierten Serie "Unschuldig" (Buch: Frank Weiß, Regie: Philipp Kadelbach) ist dermaßen redundant, dass man sich unweigerlich verarscht fühlt. So sieht man in "Hauptgewinn Tod" etwa eine Kondolenzkarte mit Sterbedatum. Darauf die schöne, einsame Anwältin Dr. Anna Winter: "Sie starb am 23. April." Potzblitz, gut, dass sie uns das noch mal erklärt hat.

Winter und ihre Kollegen Marco Lorenz (Clemens Schick), ein ehemaliger Polizist, und der Krebsforscher Sebastian Krüger (Erhan Emre) versuchen zum Auftakt der zwölfteiligen Serie Jörg Naumann (Klaus J. Behrendt) zu rehabilitieren, der seine Frau ermordet haben soll. Hat er natürlich nicht - das weiß der Zuschauer schon, als er ihn kennenlernt, und leider lassen dann auch die Ermittlungen, die zu Giftmüllschmugglern führen und so letztlich Naumanns Unschuld beweisen, an Spannung zu wünschen übrig.

Am Ende tritt Naumann wenig überraschend als freier Mann aus dem Gefängnistor, wo die schöne Anwältin schon fein lächelnd wartet und ihn gleich zu seiner Tochter bringt, die den Vater nun, da er kein Krimineller mehr ist, auch bestimmt bald wieder in den Arm nehmen wird. Diesem Körperkontakt hatte sie sich beim Besuch im Gefängnis noch verweigert. Das habe ihn fertig gemacht, vertraut Naumann der schönen Anwältin an: "Lena ist das einzige, was mir geblieben ist, das einzige, was mich am Leben hält."

Als die schöne Anwältin in der Asservatenkammer der Polizei recherchiert, entspinnt sich folgender Dialog mit dem diensthabenden Beamten, in dem allerlei Fragen beantwortet werden, die man sich nie gestellt hat: Er: "Schon wieder ein Justizirrtum?" Sie: "Vielleicht." Er: "Sagen Sie, wie stoßen Sie immer ausgerechnet auf so ne Fälle?" Sie: "Entweder melden sich die Angehörigen oder die Opfer selber." Er: "Ja, gibt’s denn so viele?" Sie: "Mehr als Sie denken." Er: "Frau Dr. Winter, darf ich Ihnen eine Frage stellen?" Sie: "Ja." Er: "Warum machen Sie das eigentlich?" Sie: "Weil's mein Beruf ist."

Die Dialoge sind nun wahrlich nicht die Stärke von "Unschuldig": mal pathetisch, mal um Knappheit bemüht wie in amerikanischen Fernsehserien - damit der Zuschauer bloß nicht zu viel denken muss. "Vielleicht sollte gar nicht Britta Naumann ermordet werden, sondern diese Frau", sagt die schöne Anwältin, die auch sehr gescheit ist, und zeigt auf das mitgebrachte Foto einer Journalistin. Und damit auch jeder versteht, dass seine Frau einer Verwechslung zum Opfer gefallen ist, entfährt es Naumann daraufhin: "Hätte ich das Zimmer nicht gewechselt, wäre meine Frau noch am Leben."

Von intelligenten US-Fernsehserien wie CSI, die hier zweifellos Pate standen, hat "Unschuldig" leider nur den dreckigen Look kopiert. Berlin ist ein einziges düsteres Geheimnis, eine Großstadt, die keine Gnade kennt; Autolawinen und Menschenmassen schieben sich im Zeitraffer durchs Bild, als wäre ihnen das Böse dicht auf den Fersen und sie auf der Flucht davor.

Auch Anna Winter hat übrigens ein Geheimnis. Eines allerdings, dass selbst die Drehbuchautoren so sehr langweilt, dass sie es schon am Ende der ersten Folge lüften.

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