Anklage wegen Schmiergeldkasse: Samsung-Chef Lee tritt zurück

Lee steht unter Anklage wegen Steuerhinterziehung und Untreue. Nun tritt er zurück. Der gigantische Samsung-Konzern ist noch immer ein Familienunternehmen - ein anderer Lee wird wohl folgen.

Führte einen Weltkonzern mit schwarzen Kassen: Samsungs Ex-Chef Lee Kun-hee. Bild: ap

SEOUL reuters Der mächtigste Geschäftsmann Südkoreas tritt nach einer Anklage wegen Steuerhinterziehung als Chef des Samsung-Konzerns zurück. Der 66-jährige Lee Kun Hee gab seine Entscheidung am Dienstag in einer Erklärung im staatlichen Fernsehen persönlich bekannt. Dabei entschuldigte er sich für den Skandal, der auch zur Anklage von neun weiteren Samsung-Managern geführt hat. Analysten zeigten sich indes überzeugt, die Familie Lee werde auch nach dem Rücktritt die Fäden bei der Samsung-Gruppe mit ihren 60 Tochterfirmen in der Hand halten. Dazu gehört auch der weltgrößte Speicherchip- und Flachbildfernseher Samsung Electronics. Der Umsatz des Mischkonzerns betrug zuletzt 159 Milliarden Dollar - das entspricht etwa einem Sechstel des südkoreanischen Bruttoinlandsprodukts aus.

Auslöser für die Ermittlungen waren Vorwürfe eines Ex-Chefs der Samsung-Rechtsabteilung, denen zufolge Manager Geld versteckt und eine Schmiergeldkasse unterhalten haben sollen. Samsung hatte sich kurz nach Vorlage der Anklage entschuldigt und Reformen angekündigt.

Lee drohen im Falle einer Verurteilung fünf Jahre Gefängnis. Experten erwarten aber, dass er einer Haftstrafe entgeht, weil sich Südkoreas Richter in ähnlichen Fällen unter Verweis auf einen möglichen Schaden für die Wirtschaft oft eher nachsichtig mit angeklagten Managern gezeigt hätten. So hatte 2007 ein Berufungsgericht die dreijährige Haft für Hyundai-Chef Chung Mong Koo wegen Veruntreuung von Firmengeldern in Bewährung umgewandelt. Chung war die Verantwortung für den Aufbau eines Schmiergeld-Fonds angelastet worden, mit dem politische Vorteile erkauft werden sollten. Allerdings hob das oberste südkoreanische Gericht vor wenigen Tagen das Bewährungs-Urteil auf und erklärte, das Strafmaß müsse überprüft werden.

Die Skandale werfen auch ein Schlaglicht auf die Probleme der einflussreichen "Chaebol". Diese familiengeführten Konzerne trugen zwar nach dem Koreakrieg 1950 bis 1953 zum Wiederaufbau der Wirtschaft des Landes bei, gelten aber auch als mitverantwortlich für die Finanzkrise Ende der 1990er Jahre. Trotz Reformen werden viele der Konzerne auch heute noch wie Familienunternehmen geführt.

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