Microsoft bleibt eisern: User wollen ihr XP behalten

Ende Juni beendet Microsoft offiziell den Verkauf von XP, um sich künftig voll auf Vista zu konzentrieren. Zahlreichen Kunden passt das gar nicht: Sie protestieren massiv im Internet.

Obwohl seit über einem Jahr auf dem Markt: bei Microsofts Vista hakt es noch immer. Bild: dpa

Wenn es nach dem Softwareriesen Microsoft geht, endet am 30. Juni 2008 eine Ära: Laut aktuellem Zeitplan soll dann Windows XP endgültig vom Markt genommen werden. Danach kann niemand mehr das populäre Betriebssystem im Handel erwerben oder es vorinstalliert auf einem PC erhalten; nur noch Windows Vista wird ab diesem Zeitpunkt vermarktet und von den Rechnerherstellern unterstützt. 17 Monate nach dem Verkaufsstart des XP-Nachfolgers will Microsoft den Wechsel unbedingt durchdrücken. Nur sehr kleine Subnotebooks und tragbare Minirechner, die zu langsam für Vista sind, erhalten eine Gnadenfrist bis 2010.

Vielen Nutzern schmeckt die Entscheidung allerdings gar nicht: Sie protestieren massiv im Internet. Innerhalb weniger Wochen kamen für eine über Weblogs verbreitete "Rettet XP"-Petition 150.000 Unterschriften zusammen. Anfängliche Proteste hatten zunächst dazu geführt, dass Microsoft das Ende des Vista-Vorgängers verzögert hatte und nun länger technischen Support leisten und Sicherheitsupdates bereitstellen will. Das Verkaufsende im Juni soll laut Firmeninsidern jedoch eisern durchgehalten werden. Das heißt: Wer sich bis dahin keine XP-Kopie besorgt hat, kann dies legal ab Sommer nicht mehr tun.

Die User sind vor allem deshalb erbost, weil die Probleme mit Vista beileibe noch nicht gelöst sind. Die erste Version, die im Januar 2007 für Endkunden erschien, lief besonders auf etwas älteren Rechnern nur langsam und verwirrte die Kundschaft mit zahlreichen unterschiedlichen Angebotsversionen. Die Veränderungen der Benutzeroberfläche und die teils radikalen Neuerungen im Sicherheitskonzept stießen auf viel Kritik, weil sie dazu neigten, den Nutzer von der Arbeit abzuhalten. Die grafischen Effekte erschienen den Kritikern zwar je nach Geschmack als hübsch, sorgten aber auch dafür, dass das System überlastet wurde. Ergo: PC-Aufrüster freuten sich über den steigenden Absatz an größeren Speicherbausteinen, schnelleren Grafikkarten und Prozessor-Upgrades.

Hinzu kamen Probleme mit der Kompatibilität älterer - teilweise auch aktueller - Programme, die unter Vista schlicht noch nicht liefen. Auch Peripherieprodukte wie Drucker oder Scanner machten Ärger, weil passende Treiberprogramme fehlten. Die Alternative zu all dem Ärger war einfach: Man ignorierte Vista schlicht und blieb weiter beim bewährten Windows XP. PC-Hersteller, die anfangs alle Neurechner mit dem neuen System auslieferten, stellten sich darauf ein und boten schnell auch noch XP-Konfigurationen auf Wunsch an, die sich erstaunlich gut verkauften.

Einige der Hauptprobleme der ersten Vista-Version sollen mit einem große Update (SP1) gelöst sein, das im März erschien. Microsoft hat nach eigenen Angaben an der Geschwindigkeit geschraubt, die Verlässlichkeit erhöht und will die Nutzer mit den Sicherheitswarnungen nicht ganz so stark piesacken, wie dies die Vorversion tat. Allerdings gibt es auch hier inzwischen Nutzerklagen - von Abstürzen und Inkompatibilitäten ist die Rede. So funktionierten anfangs populäre Anti-Viren-Programme nicht mehr oder sorgten dafür, dass sich der Rechner nicht mehr neu starten ließ. Erst mit einigen Softwareanpassungen seitens der Hersteller wurden diese Ärgernisse beseitigt, dabei war die Aktualisierung SP1 diesmal besonders lange getestet worden.

Der Wille der Nutzerschaft, auf Vista umzusteigen, scheint nach wie vor erstaunlich gering. Die Hauptablehnung liegt dabei im geschäftlichen Bereich, der einst Microsofts Brot-und-Butter-Geschäft war. Eine Untersuchung des Marktforschungsunternehmens ChangeWave ergab im Februar, dass nur 20 Prozent der befragten US-Unternehmen neue Rechner mit Vista kaufen wollen. 53 Prozent wünschte sich hingegen weiterhin die Nutzung von XP. Bei der Zufriedenheit in der täglichen Benutzung sah es noch schlechter aus: "Sehr zufrieden" waren insgesamt nur acht Prozent, während es bei XP immerhin 40 Prozent waren.

Bei Microsoft spielt man diese Zahlen herunter und verweist auf die guten Absatzzahlen, die Vista weiterhin erhalte. Zudem, betonte Firmenchef Steve Ballmer, sei das Betriebssystem "work in progress" und werde ständig verbessert. Ab Juni werden die Nutzer nicht mehr umhin kommen, sich damit auseinanderzusetzen. Außer vielleicht, sie bunkern jetzt noch XP-Kopien. Entsprechende Ideen geistern derzeit durch die Blogs.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.