Israelische Militärgeheimnisse im Netz: Der Spion klickt Facebook

Im Online-Portal "Facebook" haben israelische Militärangehörige hunderte Fotos aus ihrer Dienstzeit veröffentlicht. Viele der Bilder gewähren Einblick in militärische Geheimnisse.

Interessant: Die irsraelische Panzerkanone zeigt auf den Flughafen von Gaza. Bild: screenshot facebook

Hunderte Fotos aus dem Umfeld des israelischen Militärs mit teilweise als geheim ein gestuftem Inhalt sind auf der Social-Networking-Plattform Facebook aufgetaucht. Die brisanten Aufnahmen wurden von Angehörigen des israelischen Militärs (IDF) in das Online-Netzwerk hochgeladen. Etliche ehemalige und aktive Soldaten der Armee sind Mitglied bei Facebook und haben dort zahlreiche Interessensgruppen rund um die Streitkräfte gegründet und viele eigene Fotoalben angelegt.

Armee 1948 wurden aus der bis dahin bestehenden nur teils regulären Hagana und anderen paramilitärischen Gruppen die israelischen Streitkräfte (Tzahal) gegründet. Sie bestehen aus rund 168000 aktiven Soldaten und 400000 Reservisten. In Israel besteht allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen.

Viele der jungen israelischen Soldaten veröffentlichen auf der Website sorglos Privataufnahmen aus ihrem Militärdienst. Datenschutz und Geheimhaltung scheinen dabei vernachlässigt zu werden. So stößt man unter anderem auf Fotos, die Einblicke in das innere israelischer U-Boote gewähren oder sieht die Soldaten im Umgang mit Waffen und elektronischen Geräten. Manch ein Armeeangehöriger verrät im Facebook-Profil neben seinem Namen auch Rang, Dienstnummer und Stationierungsort. Auch Innen- und Außenaufnamen sowie Lagepläne von Militärstützpunkten sind bei Facebook zu finden.

Ein großes Sicherheitsproblem für das Militär. Selbst Aufnahmen aus dem Inneren des Armee-Kommandozentrum "Kirya" gelangten an die Öffentlichkeit. Ein Sprecher des Ministeriums sagte der Zeitung Jerusalem Post: "Wir sind uns der Gefahr für die nationale Sicherheit durchaus bewusst, die von der Veröffentlichung von Fotos und anderen Informationen durch Soldaten auf Social-Networking-Plattformen ausgehen."

Schon seit mehreren Monaten durchsuche eine eigens für diesen Zweck gegründete Abteilung des Ministeriums das Internet und Netzwerke wie Facebook nach vertraulichen Informationen über die Streitkräfte. Mit den im Internet frei zugänglichen Daten, so befürchtet das Ministerium, könnten ausländische Geheimdienste oder Israel feindlich gesinnte Gruppen entscheidende taktische Informationen über Ausrüstung, Standorte, Taktik und Stärke der israelischen Armee gewinnen.

Lageplan gefällig? Im Hintergrund deutlich zu sehen: Ein Grundriss der Korvette Hanit. Bild: screenshot facebook

Glaubt man dem israelischen Verteidigungsministerium, soll es bisher allerdings noch keine Hinweise auf eine Nutzung der sensiblen Daten durch ausländische Geheimdienste oder Terroristen geben. Nach Angaben der IDF befinde man sich aber in einem Rennen gegen die Zeit, um auf der beliebten Internetseite geheime Informationen zu finden und zu entfernen. Durch die offene Struktur des Netzwerks dürfte es dem Spezialkommando der Armee allerdings schwerfallen, sämtliche Inhalte auf Geheiminformationen zu untersuchen – zu groß ist die Masse an Inhalten, die gesichtet werden muss. Allein im Facebook-Netzwerk Israel sind mehr als 415.000 private Profile angelegt. Das Ministerium setzt nun auch auf die Mithilfe der Soldaten. Diese seien inzwischen auch ausdrücklich darauf hingwiesen worden, beim Hochladen eigener Inhalte vorsichtig mit vertraulichen Daten umzugehen.

Für die Soldaten, in deren Profilen heikle Bilder gefunden werden, sieht es derweil nicht gut aus. Sollten sie sich des Geheimnisverrats schuldig gemacht haben, droht ihnen nach Angaben des Verteidigungsministeriums ein Militärgerichtsverfahren.

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