Tischtennis Europapokal: Verwirrung im Finale

Ein defektes Faxgerät könnte den Erfolg der Kroppacher Tischtennisspielerinnen im Europapokalfinale verhindern. Im Hinspiel tauchten die Schiedsrichter nicht auf.

Rückspiel oder nicht? Ob die erste Partie zwischen Kroppach und Heerlen gewertet wird ist noch nicht geklärt. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Der Herr Präsident gab sich kleinlaut. Stefano Bosi bedauerte im Namen der Europäischen Tischtennis-Union (ETTU), was passiert war. Er versprach, alles dafür zu tun, das so etwas nicht wieder vorkomme. Und er bat: "Nehmen Sie unsere Entschuldigung an." Damals, vor genau einem Monat, hatten sie beim TSV Kroppach also guten Grund anzunehmen, dass die Sache erledigt sei. War sie aber nicht, bis zuletzt. So wusste auch am Mittwoch noch niemand, ob das für heute angesetzte Rückspiel im Champions-League-Finale der Frauen wirklich das Rückspiel ist oder nicht vielleicht doch zum Hinspiel wird.

Was war passiert? Am 7. März trafen sich der FSV Kroppach und MF Heerlen aus den Niederlanden ordnungsgemäß, um das Final-Hinspiel auszutragen. Nur waren die Schiedsrichter nicht da. Den Grund kannte keiner. Die zwei Herren aus Luxemburg hatten sich nicht abgemeldet. Es waren aber zwei international zugelassene deutsche Referees in der Halle, die sich als Ersatz anboten. Nach hektischen Telefonaten mit ETTU-Offiziellen wurde die Partie gestartet, wenn auch unter Protest. Kroppach gewann überraschend klar 3:1, "aber ohne Auffälligkeiten", wie der anwesende Präsident des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), Thomas Weikert, fand.

In seinem Kotau drei Tage später führte ETTU-Chef Bosi an, die Schiedsrichter seien nicht angereist, weil bei einem das Faxgerät kaputt gewesen sei und überhaupt: Die Kommunikation im Luxemburger Verband habe nicht funktioniert. Heerlen blieb bei seinem Protest. Zunächst entschied ein ETTU-Offizieller, die Partie zu werten. Dann aber ordnete der Rechtsausschuss ein Wiederholungsspiel an. Kroppach widersprach. Doch die höchste ETTU-Instanz, die Beschwerdekammer, bestätigte das Urteil. Das war am 2. April. Am Montag dann beantragte der FSV Kroppach beim internationalen Sportgerichtshof eine einstweilige Verfügung gegen das Urteil. Die Antwort steht noch aus. Sicher ist also, dass beide Mannschaften sich heute zu einem weiteren Finale treffen. Nicht sicher aber ist, ob es das entscheidende ist. "Das ist eine sehr unbefriedigende Situation", findet DTTB-Präsident Weikert. "Die Kroppacher werden bestraft, obwohl sie für die Sache nichts können. Außerdem gibt es laut Regelwerk in so einem Fall die Sanktion Spielwiederholung gar nicht." Weikert, im Hauptberuf Rechtsanwalt, ist Mitglied der Beschwerdekammer, erklärte sich aber hier für befangen.

Kroppachs Manager Horst Schüchen wird noch deutlicher: "Die entscheiden doch, wie sie wollen. Das Ganze ist ein Fiasko." Welches Ende die Sache auch immer nimmt: Allein der Rechtsstreit hat den Verein aus einem 700-Einwohnerdorf im Westerwald Kroppach eine vierstellige Summe gekostet. "Für das Geld hätte ich lieber mit den Frauen auf den Putz gehauen", sagt Schüchen. "Aber jetzt ist die Mannschaft erst mal bis in die Haarspitzen motiviert. Die wollen zeigen: Uns kriegt ihr nicht unter."

SEBASTIAN KRASS

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