Kleinsparer gehen weitgehend leer aus: Die 900 Securenta-Millionen sind weg

Das Geld der Betrogenen im Securenta-Skandal ist weitgehend verbrannt: Gerade mal eine Millionen Euro der Einlagen blieb übrig. Nun fallen auch noch die Geprellten übereinander her.

Gediegen aber pleite: Amtssitz der Securenta AG. Bild: dpa

GÖTTINGEN dpa Im Finanzskandal um die Securenta AG hat sich für die rund 200.000 betroffenen Kleinanleger die Hoffnung auf Rückzahlung ihrer eingezahlten Beträge weitgehend zerschlagen. Von etwa 900 Millionen Euro, die die Hauptgesellschaft der insolventen "Göttinger Gruppe" eingenommen habe, seien nur rund eine Million Euro übrig geblieben, sagte Insolvenzverwalter Peter Knöpfel am Dienstag während einer Gläubigerversammlung in Göttingen. Hinzu komme noch etwas Geld aus Immobilienverkäufen. Mit mehr als zwei bis drei Prozent ihres Geldes könnten die Anleger nicht rechnen.

Die Securenta AG hatte jahrelang die "Securente" in Form einer sogenannten atypischen stillen Beteiligung als Altersvorsorge verkauft. Insgesamt sei es dabei um Verträge über rund 2,5 Milliarden Euro gegangen, sagte Knöpfel. 900 Millionen Euro habe das Unternehmen eingenommen. Den Rest sollten die Anleger zum Teil über Jahrzehnte in Raten einbringen.

Das eingezahlte Geld "wurde nahezu komplett verpulvert", berichtete der Insolvenzverwalter. Mehr als die Hälfte der 900 Millionen Euro seien für Provisionszahlungen verwendet worden. Für Investitionen sei wenig übrig geblieben. Und die vorgenommenen Investitionen seien unrentabel gewesen. Die Securenta habe "die Millionen verbrannt" und "die Anleger für die verfehlte Geschäftspolitik bluten lassen".

Im Jahr 2001 hatte das damalige Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen die "Securente" wegen des Verstoßes gegen das Kreditwesengesetz verboten. Die Verantwortlichen hätten "ein großes Rad zulasten Dritter gedreht", sagte Knöpfel. Als feststand, dass "das System gescheitert war", hätten sie einfach weiter gemacht. Weil es der Securenta jedoch bald an Liquidität fehlte, seien Bilanzen auch auf der Grundlage haltloser Gutachten "schön gerechnet" und zuletzt überhaupt nicht mehr erstellt worden.

Weil einige Anlegeranwälte fürchten, der Insolvenzverwalter könne ihre Mandanten als "atypisch stille Gesellschafter" der Securenta zur Einhaltung der vereinbarten Ratenzahlungen zwingen, beantragten sie Knöpfels Absetzung. Die Abstimmung darüber habe jedoch kein klares Resultat ergeben, sagte Insolvenzrichter Ulrich Schmerbach. Als mehrere Gläubiger sich anschließend gegenseitig die Stimmberechtigung absprachen und gegen den Richter ein Befangenheitsantrag gestellt wurde, brach dieser die Gläubigerversammlung ab und vertagte sie auf Ende Mai.

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