Deutsche Medienverlage in Russland: Ein Boom mit Schwierigkeiten

Trotz der Bedingungen für Journalisten sind Deutsche Verlage im russischen Printmarkt aktiv. Eine Journalistenvereinigung sieht darin Chancen - für Russland.

Springers Magazin "Forbes" in Russland. Bild: dpa

Das konnte sich Jelena Baturina nicht bieten lassen. Die russische Ausgabe des Forbes-Journals hatte in einem Artikel angedeutet, sie nutze für die Geschäfte ihres Bauunternehmens Kontakte zu Moskauer Behörden. Kurzerhand verklagte die Milliardärin und Frau des Moskauer Bürgermeisters Juri Luschkow den Herausgeber: Axel Springer Russia.

In erster und zweiter Instanz verlor der Verlag, der unter Lizenz auch Newsweek und OK! sowie die hauseigene ComputerBild in Russland veröffentlicht. Jetzt soll der Fall vor einem russischen Bundesgericht erneut verhandelt werden. Doch trotz der Probleme: Springer will in Russland bleiben. Es sei zwar immer wieder über einen Verkauf der russischen Springer-Medien spekuliert worden, sagt Konzernsprecherin Edda Fels - den habe man aber stets dementiert. Und dabei bleibe es.

Für einen vollständigen Rückzug ist der boomende Medienmarkt in Russland wohl zu interessant. Mehrere andere deutsche Verlagshäuser engagieren sich daher ebenfalls in Russland, setzen dabei jedoch vor allem auf politisch Unverfänglicheres. Gruner + Jahr gibt russische Versionen von Gala und Geo heraus. Auch die WAZ-Gruppe hat sich erst vor kurzem bei acht Unterhaltungs- und Branchenmagazinen mit Titeln wie Braut und Bräutigam, Jagd und Angeln oder Musiker eingekauft. Darüber hinaus beteiligt sich der Konzern mit 75 Prozent an der regionalen Wochenzeitung Sloboda. Diese lege Wert auf politische Unabhängigkeit, teilte WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach im Dezember mit. Kritiker schätzen das Blatt aber als Boulevardzeitung ein, die sich aus der föderalen Politik heraushält.

Ein Zeichen dafür, dass unabhängige politische Berichterstattung schwer möglich ist? Bei der WAZ heißt es, die Entscheidung für Special-Interest- und regionale Titel sei bewusst gefallen. Dennoch: Die Bedingungen für unabhängige journalistische Arbeit seien schlecht, sagt Aidan White, der Generalsekretär der Internationalen Journalistenvereinigung (IFJ) - und vor der Präsidentenwahl am Sonntag sei es noch schwieriger geworden. Er glaubt aber auch: Wenn sich deutsche Verlage in Russland engagierten, könne dies längerfristig zu einer positiven Entwicklung in Russland führen.

Die WAZ-Gruppe plant auch eine Ausweitung des Engagements. Unklar ist jedoch, wie man die von der WAZ unterschriebenen OSZE-Richtlinien für Pressefreiheit in Osteuropa in Russland umsetzen will. Der Geschäftsführer werde zum Thema eine "Grundsatzrede" halten, heißt es. Wohl erst nach der Wahl.

Dass es schwer ist mit der Freiheit in Russland, hat die WAZ schon erfahren müssen: Als der Konzern im Dezember den Kauf der Anteile an Sloboda bekannt gab, wurde der Titel in einer ersten Pressemitteilung fälschlicherweise mit "Freiheit" übersetzt. In einer zweiten Mitteilung wurde der Fehler korrigiert: "Sloboda" bedeutet "Vorstadt".

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