Kommentar Bergbau im Saarland: Nachbeben erhofft

Absurd, dass eine Branche durch Subventionen am Leben erhalten wird, für deren Folgeschäden die Allgemeinheit einstehen muss. Doch die Kohleregionen brauchen überregionale Hilfe.

Im Saarland hat die Natur zurückgeschlagen - und vielleicht wird man in einigen Jahren sagen: zum Glück. Denn es ist absehbar, dass das Erdbeben vom Wochenende den Ausstieg aus dem Steinkohlebergbau im Saarland beschleunigen wird. Das ist erfreulich. Schließlich ist es absurd, eine Branche durch Subventionen am Leben zu erhalten, für deren enorme Folgeschäden abermals die Allgemeinheit einstehen muss. Spätestens seit Samstag hat sich der Saarbergbau als eine Art Wertvernichtungskette erwiesen.

Aber was ist mit den Arbeitsplätzen? Tausende von Jobs hängen im Saarland an der Kohle. Darf man die einfach aufgeben? Erst einmal vorweg: Arbeitsplätze nur der Arbeitsplätze willen zu erhalten ist volkswirtschaftlich nicht sinnvoll. Jobs zu erhalten ist auf Dauer nur dann vernünftig, wenn deren Produkt oder Dienstleistung einen gesellschaftlichen Mehrwert bringt. Das ist bei den Kohlezechen zumindest umstritten.

Und dennoch darf die Politik den Verlust tausender Jobs natürlich nicht ignorieren. Denn daran hängen Tausende von Familien und damit eine ganze regionale Sozialstruktur. Doch auch unter diesem Aspekt wird sich der Knall vom Wochenende vielleicht am Ende als positiv erweisen. Denn das Saarland ist plötzlich ins Blickfeld der deutschen Öffentlichkeit gerückt. So wurde das ganze Land daran erinnert, dass der nötige Strukturwandel nicht von den Kohleregionen alleine gestemmt werden kann, sondern dass diese überregionale Hilfe brauchen.

Zumindest Teile des Ruhrgebiets haben gezeigt, was mit Unterstützung möglich ist: Essen zum Beispiel wird 2010 Kulturhauptstadt sein und sich spätestens dann von seiner Bergbautradition emanzipiert haben. Auch im Saarland müssen nun schnell Alternativen zur Kohle angeschoben werden - vielleicht die erneuerbaren Energien? An Geld dafür sollte es jedenfalls nicht fehlen: Nimmt man die Summen, die bisher für die Steinkohle verbraten wurden - 80.000 Euro pro Arbeitsplatz -, dann sollte sich damit auch im Saarland Neues aufbauen lassen.

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