Staat muss Millarden für Bank aufbringen: Northern Rock wird teuer

Die britische Krisenbank sorgt für weiter Empörung. Langfristig kostet die Verstaatlichung 130 Milliarden Euro.

Auch reger Andrang rettet "Northern Rock" nicht aus der Krise. Bild: dpa

DUBLIN taz Die Angriffe kommen von allen Seiten: Die EU-Kommission, die Aktionäre von Northern Rock, die Opposition, die britischen Banken und die Gewerkschaften bedrängen Schatzkanzler Alistair Darling wegen der Verstaatlichung der fünftgrößten britischen Hypothekenbank Northern Rock.

Die Regierung gab am Sonntag nach fünf Monaten die Suche nach einem Käufer auf. Virgin und Olivant, die beiden Interessenten, hatten nach Ansicht von Darling nicht genügend Geld geboten. Montagabend brachte er ein Eilgesetz ins Unterhaus ein, um die Weichen für die Verstaatlichung zu stellen. Premierminister Gordon Brown räumte ein, dass die Verbindlichkeiten in Höhe rund 100 Milliarden Pfund (130 Mrd. Euro) die Staatsbilanz auf Jahre hinaus belasten werden. "Wir können keinen Zeitplan aufstellen, wenn die erste Voraussetzung für eine Lösung verbesserte Marktbedingungen sind", sagte er.

Northern Rock musste im September bei der Zentralbank einen Notkredit aufnehmen. Sie ist das erste britische Opfer der Krise am US- Immobilienmarkt. US-Hypothekenbanken hatten ihre Risikodarlehen weltweit verkauft. Northern Rocks 800.000 Hypotheken gehören nun der Regierung.

Vor einem Jahr war die Aktie noch zwölf Pfund wert. Als der Handel vorige Woche ausgesetzt wurde, stand sie bei 90 Pence. Darling sagte, die Entschädigung der 6.000 Aktionäre soll auf Grundlage des Wertes berechnet werden, den die Aktie ohne Eingreifen des Staates gehabt hätte. Also nichts, heißt das. Die Aktionäre haben einen Anwalt eingeschaltet, der vier Pfund pro Aktie herausholen soll.

Ron Sadler, der früher bei Lloyds Experte für Problemfälle war und nun Vorsitzender von Northern Rock mit einem Monatsgehalt von 90.000 Pfund ist, warnte, dass die Bank auf absehbare Zeit in staatlichen Händen bleiben werde, es aber keine Garantie gebe, dass die Nationalisierung auch funktionieren werde.

Fest steht, dass viele der 6.000 Angestellten bei Northern Rock ihren Job verlieren werden. Die Europäische Kommission verlangt, dass die Bank ihre Aktivitäten stark einschränkt, damit sie durch die staatliche Rettungsaktion keinen Wettbewerbsvorteil hat. Das, so hofft Darling, werde wenigstens die Konkurrenzbanken beschwichtigen. Die Regierung hat bis zum 17. März Zeit, der EU-Kommission ihren Plan für die Neustrukturierung der Bank vorzulegen.

Die Tories forderten Alistair Darling am Dienstag zum Rücktritt auf. "Von seiner Glaubwürdigkeit ist nichts mehr übrig", sagte Tory-Chef David Cameron. Die Medien von links bis rechts befürworten die Nationalisierung dagegen. Ob sie das auch noch im Wahlkampf im nächsten Jahr tun, wenn Northern Rock immer noch im Staatsbesitz ist und Milliarden an Steuergeldern verschlingt, ist eine andere Frage.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.