Tiefgründig und finster

Unverführbar durch popmusikalische Moden: Die Stereo Mcs gastieren in der Markthalle und werden vermutlich – unter dem Dirigat des HipHop-Catweazle Rob B. – eine erstklassige Liveshow abliefern

von Marek Storch

Die Älteren werden sich wohl erinnern. Aber sicher! 33 45 78, das 1988 erschienene Debüt der Londoner Stereo Mcs krachte wie ein funkelnder Komet in die US-amerikanisch regierte HipHop-Welt. Was die Engländer unter der Führung des Rappers Rob Birch und des Produzenten-DJs Nick Hallam alias The Head auf diesem Debüt anstellten, war genial: So funky, so soulig, so melodiös und ohrwurmig klang HipHop selten. Und selten ging eine HipHop-Single so schnell in die Charts wie der 92er Hit Connected.

Nach dem zweiten Werk Supernatural und dem dritten Album Connected (mit den HipHop-Jahrhundertsingles „Elevate My Mind“ und „Step It Up“) legte die Band aus Brixton eine neunjährige Pause ein. Erst 2001 folgte Deep Down & Dirty – und auch danach mussten die Fans wieder warten, warten, warten.

Bis jetzt, denn Paradise, das fünfte Album der Stereo-Crew, ist soeben erschienen. Eigentlich klingt es genauso wie immer. Man kann den Stereo Mcs nicht gerade vorwerfen, sich allzu sehr von popmusikalischen Moden beeinflussen zu lassen: Noch immer splittern klassische Funk-Riffs durch die treibenden, suggestiven Beats, noch immer garantiert das Timbre von Rob B. Dauergänsehaut über CD-Länge, noch immer umspielt die Stimme der Sängerin Cath Coffey Rob Birchs Raps, noch immer gelingt es der Band mit einer Mischung aus Downbeat, Reggae, HipHop, Bläser-Funk und Soul tiefgründige Tracks zu basteln, die kaum mehr aus dem Kopf wollen. Und noch immer kann man dazu auf der Tanzfläche wunderbar die Arme in die Luft werfen.

Das könnte in der Markthalle allerdings schwierig werden, denn die Stereo MCs haben den Ruf, eine phantastische Liveband zu sein. Es wird also eng, vor allem auch, weil jeder Rob B. sehen will, diesen spindeldürren Catweazle des HipHop, ein mystischer Mann aus Haut und Knochen, dem man lieber nicht nachts im Park, sondern allenfalls morgens im Frühstücksradio begegnen möchte.

Mo, 14.11., 21 Uhr, Markthalle