Die wollen nur spielen: Nokia setzt auf Handy-Spiele

Nach einem ersten gescheiterten Ausflug in die Welt der tragbaren Games will es der finnische Mobilfunkriese Nokia nochmal wissen: Das Spielesystem "N-Gage" wird übers Internet wiederbelebt.

Wenns nach Nokia geht, bald fürs Handy verfügbar: Die Sims 2 Bild: screenshot

Multimediale Unterhaltung für unterwegs bleibt im Trend: Wer in der U-Bahn oder im Flugzeug nichts zu tun hat, greift gerne einmal zu einem schnellen Spielchen. Der finnische Mobilfunkkonzern Nokia will in diesem Bereich künftig wieder kräftig mitspielen. In dieser Woche kündigte er in London den Neustart seiner Spieleplattform "N-Gage" an. Titel wie "FIFA 08", "World Series of Poker" oder "Die Sims 2" sollen bald für entsprechend ausgestattete Handys des Herstellers verfügbar sein - samt moderner Kniffe wie Mehrspieler-Modus über das Internet und schneller 3D-Grafik. Auf dem Markt gibt es einiges zu verdienen: Mobile Spiele sind längst ein Milliardengeschäft.

Das dachte man sich bei den Finnen allerdings schon früher. Ab 2003 wurden die Geräte der ersten N-Gage-Generation angeboten - insgesamt drei Modelle erschienen in den folgenden Jahren. Etwas später musste Nokia dann allerdings einräumen, dass die Marktchancen doch geringer waren, als man es anfangs erhofft hatte. Die N-Gage-Hardware wurde schließlich ganz eingestellt und die Spiele verschwanden. Übrig blieb nur die Ankündigung, die erworbenen Technologiekenntnisse in die bestehende Nokia-Handy-Plattform zu überführen. Die Verwendung spezieller Spielekarten (Cartridges) verwarf man allerdings - stattdessen wollte man künftig auf den simpleren Download-Vertrieb setzen.

Erste zur neuen N-Gage-Generation kompatible Geräte sind bereits seit 2007 auf dem Markt. Bis passende Spiele erschienen, dauerte es jedoch noch bis Februar 2008. 17 Titel sind seit letztem Herbst angekündigt. Davon erschienen sind allerdings nur eine Handvoll. Sie sind über den so genannten "First Access"-Dienst nur für Besitzer des Nokia-Modells N81 mit 8 Gigabyte Speicher zu haben. Dabei handelt es sich um eine Vorabversion der Technologie - der finnische Konzern gibt explizit an, man wolle die Nutzer "aktiv in die Entwicklung einbeziehen". Später wird die N-Gage-Plattform, die als Software auf das Handy gelangt, auch für die Modelle N82, N93 und N95 verfügbar sein, hieß es. Der Umstieg auf Downloads bringt es allerdings mit sich, dass man für sein Handy unbedingt eine Datenflatrate braucht. Allein die "First Access"-Software wiegt inklusive mehrerer Demonstrationsspiele 60 Megabyte - und die sind nicht mal eben in Sekunden heruntergeladen. Wer keinen kostengünstigen Handy-Tarif hat, kann das Herunterladen aber auch über ein lokales WLAN bewerkstelligen.

Besonders leicht dürfte es für Nokia nicht werden, im Markt wieder Fuß zu fassen. Die Konkurrenz ist gleich mehrfach aufgestellt. Neben den klassischen tragbaren Spielesystemen wie Nintendo DS, Nintendo Gameboy oder Sony PSP mit einer großen Auswahl und jährlichen Verkäufen im zweistelligen Millionenbereich trifft Nokia mit der neuen N-Gage-Generation auch auf alteingesessene Vertreiber von Handy-Spielen. Dazu gehört etwa die populäre Klingeltonnervensäge Jamba - dort werden Titel einzeln, aber auch im Monatsabo vertrieben, was ähnlich wie bei N-Gage als Handy-Download erfolgt. Nokia könnte sich gegenüber den gewöhnlichen Mobiltelefon-Spieler allerdings durch eine höhere grafische Qualität absetzen - technisch sollen die kompatiblen Geräte besser als normale Handys sein, etwa in Sachen Multimedia-Chips.

Es gibt aber auch Marktbeobachter, die meinen, dass die Verheiratung anspruchsvoller Spieletitel mit normalen Handys nicht funktionieren kann - schon wegen der Bedienung des Telefons, die nicht auf Games abgestimmt ist. Nokia versucht hier jedoch, durch eine passende Anordnung der Tasten Abhilfe zu schaffen. Auch bei der technischen Leistungsfähigkeit gibt es Fragen: An ein spezialisiertes Spielegerät wie Sonys PSP kommt Nokia trotz aller multimedialer Aufrüstung nicht heran. Dennoch hat der finnische Konzern einige Spieleanbieter von seiner neuen Plattform überzeugen können: So wollen neben dem Marktriesen Electronic Arts und Nokia selbst auch Gameloft und Glu N-Gage-Spiele vertreiben. Doch noch sind weder Preise noch genaue Veröffentlichungstermine bekannt.

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