Kommentar Bankenkrise: Cleveres Krisenmanagement

Die Deutsche Bank ist keineswegs ein Opfer der Bankenkrise. Sie hat vielmehr kräftig daran mitgewirkt.

Inmitten all der Horrormeldungen der Branche erstrahlen die schwarzen Zahlen der Deutschen Bank in hellem Glanz. Die deutsche Nummer eins spielt wieder unter den ganz Großen mit und kann nun mit einer Rekordbilanz brillieren. Da wirkt der frühere Popanz Josef Ackermann als Vorstandschef plötzlich wie ein erfolgreicher Risikomanager, dem man für seine Umsicht geradezu dankbar sein kann. Zugleich keimt die - völlig unberechtigte - Hoffnung auf, dass die Auswirkungen der drohenden US-Rezession auf Deutschland vielleicht doch nicht ganz so schlimm werden werden.

Bei all dem Gefunkel übersieht man leicht, dass die Deutsche Bank keineswegs ein Opfer der Krise ist, sondern kräftig daran mitgewirkt hat, sie zuzuspitzen. Ihre Experten in den USA waren maßgeblich daran beteiligt, Finanzprodukte zu entwickeln, die Hypothekenanleihen erst für den Weiterverkauf interessant machten und somit eine Möglichkeit schufen, riskante Kredite unauffällig loszuwerden. Als Anfang letzten Jahres die ersten Immobilienfinanzierer Schwierigkeiten anmeldeten, hatten ihre Händler schon längst angefangen, auf das Platzen der Immobilienblase zu wetten - und den Verfall damit voranzutreiben. Zumal sich im Gefolge und auf Rat der Bänker auch so mancher Hedgefonds vom Immobilienmarkt verabschiedete. Nicht zuletzt war es die Deutsche Bank, die der Mittelstandsbank IKB faule Kredite verkaufte, sie anschließend bei der Bundesfinanzaufsicht anschwärzte - und die Krise so im letzten Sommer nach Deutschland holte.

Trotzdem kann man sich angesichts der trudelnden Konkurrenz von der Citigroup über die Société Générale bis zur UBS über das Ergebnis der Deutschen Bank freuen. Denn immerhin werfen die Zahlen kein neues Problem auf. Entwarnung aber ist nicht angeraten. Denn an der Dynamik der Krise ändert sich wenig, solange ihre Ursache nicht im Griff ist. Wenn die Hypothekenfinanzierung weiterhin dem freien Spiel der Märkte überlassen wird, wird es ewig dauern, bis sich die Preise wieder stabilisieren. Nur eine Regulierung kann das beschleunigen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.