WTO-Beitritt: Ukraine setzt auf Welthandel

Der Beitritt zur WTO soll die Ukraine an die EU annähern. Die Stahlindustrie ist darüber erfreut, die Bauern sind besorgt.

Auf Tuchfühlung mit Brüssel: Regierungschefin Timoschenko. Bild: dpa

BERLIN taz Die Ukraine wird das 152. Mitglied der Welthandelsorganisation (WTO). Für Wiktor Juschtschenko ist das nicht nur ein Schritt Richtung Westen: Das Land werde nun "formal und de jure" in die westliche Welt integriert, erklärte der ukrainische Präsident, der am Dienstag das Beitrittsabkommen in Genf unterzeichnete.

Den zügigen Abschluss der seit 1993 andauernden Verhandlungen wertet Astrov Vassily, Ukraine-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, auch als deutliche Annäherung an Brüssel: Denn der WTO-Beitritt ist die Voraussetzung für eine Freihandelszone mit der EU. Vor allem die Stahl- und die Düngemittelindustrie hofft darauf, künftig mehr exportieren zu können. 40 Prozent der ukrainischen Ausfuhren sind Metalle. "Und die Erfahrung anderer Länder zeigt, dass ein WTO-Beitritt mehr Investitionen, neue Technologien und Know-how für die Industrie bringen", sagt Vassily. Ausländische Anleger waren zwar schon bisher gekommen - allerdings in erster Linie als Käufer von Banken und Versicherungen: So kaufte etwa die Commerzbank die Forum-Bank, die österreichische Raiffeisen-Bank die Aval, die italienische Unicredit die Ukrsots-Bank und die französische BNP Paribas erwarb die Mehrheit an der Ukrsib.

Probleme könnte der Beitritt vor allem Bauern machen. Die Importzölle auf landwirtschaftliche Produkte werden von 11,05 auf 10,61 Prozent sinken; ukrainische Fleisch- und Milchprodukte könnten im Laden unter Wettbewerbsdruck geraten, schätzt Vassily. Bis zum 4. Juli muss die Ukraine das Beitrittsprotokoll ratifizieren; 30 Tage danach wird es vollberechtigtes WTO-Mitglied.

Auch Russland strebt eine Mitgliedschaft an - und die pro-westliche ukrainische Regierung kann dabei Macht demonstrieren, etwa indem sie zusätzliche Anforderungen stellt. Damit hatte Juschtschenko bereits zuvor gedroht.

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