Super-Tuesday der US-Vorwahlen: Entscheidung oder Zerreißprobe

Bei den Republikanern scheint das Rennen um den Präsidentenkandidaten gelaufen. Die Demokraten aber stehen vor einem nervenaufreibenden Finale.

Ist nach diesem Super Tuesday wirklich alles klar? Bild: dpa

Die am häufigsten gestellte Frage dieser Tage lautet: Ist nach diesem Super-Tuesday wirklich alles klar? Wird also dieser Dienstag, an dem rund die Hälfte der WählerInnen in den USA die Möglichkeit haben, ihre KandidatInnen für die Präsidentschaftswahlen im November zu bestimmen, die Entscheidung bringen? Die meistgegebene Antwort lautet: Kommt drauf an.

Live-Ticker, Hintergründe, Kommentare und Analysen am Super-Tuesday am 5. Februar: Verfolgen Sie auf taz.de Dienstag Nacht bis Mittwoch früh die Abstimmungen in mehr als 20 US-Bundesstaaten - den Höhepunkt der US-Vorwahlen zur Präsidentschaft. Am Dienstag ab 23 Uhr.

24 Bundesstaaten haben die Wahl

Der Super Tuesday ist so wichtig, weil fast die Hälfte der Bundesstaaten wählen geht. Bisher waren bei den Demokraten ganze 174 Delegierte gewählt worden. Am heutigen Dienstag stehen 2.075 Delegierte (von 4.040) zur Verteilung an.

Gerade auf demokratischer Seite würden sich nur wenige Experten festlegen wollen, ob der Sieger oder die Siegerin tatsächlich am Mittwoch früh feststeht. Auch die letzten Umfragen vom Wochenende bringen keine klare Antwort. Mit 47 zu 43 Prozent führt Hillary Clinton in dieser Umfrage knapp vor Barack Obama, mit großen Unterschieden in den Wählergruppen. So liegt Obama bei schwarzen WählerInnen im Verhältnis 2:1 vor Clinton, führt bei Männern insgesamt mit 10 Prozentpunkten Vorsprung und bei Demokraten, die sich selbst als "sehr liberal" bezeichnen, mit 18 Prozentpunkten. Hier hat die Saga vom neuen Kennedy offenbar Wunder gewirkt. Clinton allerdings führt bei Frauen mit 15 Prozentpunkten Vorsprung, bei weißen Frauen mit 23, bei konservativen Demokraten mit 11 Prozentpunkten. Man darf weiter rätseln.

Bei den Republikanern scheint die Sache eindeutiger. Senator John McCain führt laut ABC/Washington-Post-Umfrage mit 48 Prozent gegenüber 24 Prozent für Mitt Romney und 16 Prozent für Mike Huckabee. Schwer vorstellbar, dass diese Führung noch einzuholen sein sollte. Zumal selbst knappe zweite Plätze wenig bringen, weil die Vorwahlen der Republikaner in aller Regel nach dem "The winner takes it all"-Prinzip funktionieren: Wer die meisten Stimmen holt, bekommt alle Delegierten eines Bundesstaates.

Auf beiden politischen Seiten hat ein Wechsel der politischen Themen in den letzten Wochen für Dynamik gesorgt. War noch im September vergangenen Jahres der Irakkrieg das alles überragende Thema (35 Prozent), so ist es heute mit 39 Prozent Nennung die Wirtschaft, die die WählerInnen vor allem beschäftigt. Bei Demokraten wie Republikanern hat das dazu geführt, dass "Erfahrung" die Clinton und McCain zugeschrieben wird, wieder wichtiger geworden ist gegenüber den "neuen Ideen", für die Obama steht und die bei den Republikanern auch Romney und Huckabee vertreten.

Bei den frühen Vorwahlen im Januar war es das taktische Ziel der Kandidaten, den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern und durch einzelne Siege selbst in kleinen Bundesstaaten wie Iowa und New Hampshire unter Beweis zu stellen, dass man auch wirklich gewinnen kann. Damit ist es jetzt vorbei, am Dienstag geht es wirklich ums Ganze. Zum Vergleich: Ging es bei den Demokraten in den ersten vier mit unglaublicher Intensität umkämpften Bundesstaaten Iowa, New Hampshire, Nevada und South Carolina insgesamt um 174 Delegierte, so stehen an diesem Dienstag 2.075 Delegierte zur Verteilung an - das ist allein mehr als die Stimmenzahl von mindestens 2.025, die ein Kandidat zur Nominierung erreichen muss.

Geht der Dienstag bei den Demokraten ganz knapp aus, sodass sich beide Kandidaten in ihren Wählergruppen deutlich absetzen können und die Delegierten so verteilt werden, dass beide noch echte Siegerchancen haben, geht der Wahlkampf weiter. Die nächste Station kommt dann an diesem Samstag, an dem in vier Bundesstaaten weitere 204 Delegierte vergeben werden. Sollte es aber tatsächlich bis zum letzten Moment - die letzten Vorwahltermine der Demokraten sind am 3. und 7. Juni - auf die Delegiertenzahlen ankommen, wäre das für die Demokratische Partei eine echte Zerreißprobe: Immerhin wird fast ein Viertel der 4.040 Delegierten nicht in Vorwahlen bestimmt, sondern von Parteioffiziellen. Bei denen hat Hillary Clinton klare Vorteile.

So wäre rein theoretisch denkbar, dass Obama die meisten Stimmen erhält, Clinton aber mit mehr Delegierten dasteht und nominiert wird. Ob sich die Partei so ein Verfahren leisten könnte, ist zweifelhaft. Insofern und um möglichst schnell den Gegenspieler des John McCain aufbauen zu können, liegt es im Interesse beider Seiten, möglichst rasch so entscheidend zu gewinnen, dass die Konkurrenz freiwillig aussteigt. Am besten: an diesem Dienstag.

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