Auslaufmodell als Jobmotor

Streit um geplantes Kraftwerk in Duisburg: Wirtschaftsimpuls oder Dreckschleuder?

DUISBURG taz ■ „Wir wollen Industrie, aber nicht in dieser Gigantonomie“, sagt Wilfried Mohr von der Bürgerinitiative gegen ein Kohlekraftwerk in Duisburg-Walsum. 800 Millionen Euro will die Essener STEAG investieren – mit einem 180 Meter großen Kühlturm. Kein Segen für Duisburgs Norden, meint Mitstreiter Lothar Ipach: „Die Feinstaubbelastung ist schon hoch“. Das neue Werk würde 300 Tonnen Feinstaub produzieren – „das betrifft auch Städte wie Dinslaken“, sagt BI-Mitglied Wolf-Dieter Rochlitz. Dabei würden mit dem Auslaufmodell nur 48 Arbeitsplätze geschaffen: „Die STEAG selbst testet eine Anlage, um Gas- und Dampfturbinen für Kohle nutzbar zu machen“. Das geplante Walsumer Werk, brächte nur eine 14-prozentige C02-Einsparung, Gasdampf-Kraftwerke liegen hingegen bei 48 Prozent.

Für die STEAG ist das Werk „ein unverzichtbares Element eines ausgewogenen Energiemix“, so Sprecher Hasan Gürpinar. Das Werk produziere 20 Prozent weniger C02 und es gebe keine relevante Zunahme von Imissionen. „In der Bauphase sind bis zu 1.000 Leute beschäftigt, danach werden 60 Arbeitsplätze geschaffen und bei den alljährlichen Revisionen mehrere hundert Jobs im Umfeld gesichert“, glaubt der Steag-Sprecher. Auch eine Verschandelung trete nicht auf: „Der Kühlturm wird in das bereits bestehende Kraftwerk eingepasst.“ 2006 oder 2007 solle der Bau beginnen.

Rückendeckung für das Kraftwerk kommt vom NRW-Energieministerium: „Das ist ein wichtiger Schritt zur Erhöhung des Klimaschutzes“, so CDU-Wirtschaftsministerin Christa Thoben im Oktober. Auch die Stadt Duisburg verspricht sich Wirtschaftsimpulse, trotz aller Umweltprobleme: „Bis 400 Tonnen Feinstaub sind schon viel“, sagt Umweltdezernent Peter Greulich. Der Staub werde aber nicht an seiner Konzentration, sondern an seiner Transportmenge gemessen: „Im Jahresdurchschnitt wird die eingehalten, aber bei den Tageswerten wird es möglicherweise ein Problem.“ Die Bezirksregierung Düsseldorf müsse nach der Erörterung – ab Dienstag in Walsumer Stadthalle – Luftsicherungs-Auflagen einbauen. Dezernent Greulich: „Die Anlage wird bestimmt nicht so genehmigt, wie sie beantragt wurde.“ ALEXANDER FLORIÉ