Millarden Schaden durch Hypothekenkrise: Finanztitel wieder unter Druck

Die Ratingagentur Standard & Poors beziffert die Verluste durch die Kreditkrise auf 265 Milliarden Dollar. Bekannt und zuzuordnen sind derzeit Einbußen von rund 90 Milliarden Dollar.

Weiterhin Turbulenzen an der Börse. Bild: dpa

BERLIN taz/rtr/afp Von wegen Zinsen runter, Aktien rauf: Die zweite Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) innerhalb von acht Tagen hat die Finanzmärkte wenig beeindruckt. Dafür gab es vor allem zwei Gründe: Erstens hatten die Börsianer den erneuten Zinsschritt erwartet und bereits in den letzten Tagen in ihre Entscheidungen miteinbezogen.

Zweitens überraschte die Ratingagentur Standard & Poors die Marktteilnehmer nur kurz nach der Ankündigung der Fed mit der Meldung, sie gehe davon aus, dass die Hypothekenkrise den Banken mehr als 265 Milliarden US-Dollar an Verlusten bescheren werde. Bekannt und zuzuordnen sind derzeit Einbußen von rund 90 Milliarden Dollar. Deshalb will die Agentur Papiere im Wert von bis zu 534 Milliarden Dollar herabstufen - damit müssten praktisch alle Großbanken weitere Wertberichtigungen vornehmen.

Nachdem danach schon die US-Börsen leicht unter dem Vortagesniveau geschlossen hatten, verloren die europäischen Indizes am Donnerstag kräftig. Der Leitindex Dax lag am Nachmittag mehr als 2,5 Prozent im Minus. Am härtesten traf es die Finanztitel: Commerzbank, Allianz und Deutsche Bank lagen allesamt zum Teil weit mehr als 4 Prozent in der Verlustzone.

Ökonomen und Politiker interessierten sich mehr für den Zusammenhang zwischen Zinssenkung und Wirtschaftswachstum. Der Vorsitzende der Euro-Gruppe, Luxemburgs Ministerpräsident Juncker, sagte, Amerika befinde sich auf der Schwelle zur Rezession. "Es ist deshalb logisch, dass die Geldpolitik reagiert." Auch OECD-Generalsekretär Angel Gurria sagte, die Fed habe "richtig gehandelt". Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) meinte gewohnt stoffelig: "Wir hoffen, dass das dazu hilft, dass es nicht zu einer Rezession in Amerika kommt." Schließlich hätte die auch Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.

Ängste, dass die Verbilligung des Geldes nicht nur die Konjunktur, sondern auch die Inflation ankurbeln könnte, versuchte Ex-Fed-Mann Vincent Reinhard zu beschwichtigen: Die US-Notenbanker seien flexibel: "Sie waren aggressiv auf dem Weg nach unten. Das legt nahe, dass sie genauso aggressiv noch oben sind."

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