Schalldämpfer für das Schlafzimmer

Nanotechnologie soll Straßenlärm aus der Wohnung halten. Bis die Folie mit der Teilchenbeschichtung aber vor Fenster in Wohnungen eingebaut werden kann, vergehen noch Jahre – bisher ist die hauchdünne Schicht dunkel

Die Baustelle direkt neben dem Hotel raubt Ruhe und Entspannung. Lärm verhindert im Zug eine stressfreie Reise. Forscher sprechen von „Umweltverschmutzung durch Lärmbelästigung“. Auch Tiere leiden unter Straßenlärm und lauten Maschinen, zum Beispiel bei der Brut.

Die Lösung für eine leise Zukunft könnte die Piezo-Technologie sein, kleine Keramikkristalle, die in eine beliebige Form gebracht werden können. Bekannt ist die Piezo-Technologie vor allem durch das gleichnamige Feuerzeug. Durch Druck auf den Kristall im Inneren des Feuerzeuges wird ein elektrisches Feld und damit ein Funke entfacht, der das Gas in Brand setzt. Prinzipiell löst der Schall einen ähnlichen Effekt aus: trifft er auf Piezo-Kristalle, löst er ein elektrisches Feld aus. Nun werden die Kristalle mit einem Prozessor und einer externen Stromquelle verbunden. Erzeugt der Piezo-Kristall das elektrische Feld, misst dieses der Prozessor, wertet es aus und der Piezo-Kristall sendet den passenden Gegenschall aus – das Geräusch wird geschluckt. „Eine zukunftsweisende Technologie,“ sagt Holger Hanselka vom Fraunhoferinstitut Darmstadt. Keramikkristalle auf Folien machen sie leicht und vielseitig einsetzbar. Auch die benötigten Prozessoren können mittlerweile auf Folie aufgebracht werden, so dass die Lärmdämmung hauchdünn ist. Bisher ist die Folie aber noch nicht durchsichtig.

„Bei Haus- oder Flugzeugwänden ist diese Technologie rein theoretisch aber schon einsetzbar,“ so Hanselka. In Serie werde sie aber erst in Jahrzehnten produziert. ANNIKA BREMEN, KATHARINA SCHMIDT, MARCO NEUMANN