Geiselnahme in Pakisten beendet: 250 Kinder freigelassen

Eine Geiselnahme von 250 Kindern ist unblutig zu Ende gegangen. Die muslimischen Extremisten legten nach Verhandlungen mit Stammesführern ihre Waffen nieder.

PESHAWAR/LONDON afp In Pakistan ist am Montag eine mehrstündige Geiselnahme von rund 250 Schulkindern ohne Blutvergießen zu Ende gegangen. Schwer bewaffnete Islamisten stürmten offiziellen Angaben zufolge eine Schule im Nordwesten des Landes und brachten die Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren in ihre Gewalt. Sie forderten freies Geleit aus dem Dorf Domail, 250 Kilometer südwestlich von Islamabad. Nach Verhandlungen mit den örtlichen Stammesführern hätten sie ihre Waffen niedergelegt und die Kinder freigelassen, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Präsident Pervez Musharraf bezeichnete die Geiselnahme als "Verzweiflungstat".

Der Stürmung der Schule war eine Schießerei mit der Polizei vorausgegangen, bei der einer der Extremisten erschossen und ein Polizist verletzt wurde. Die Beamten hatte die Verfolgung der Extremistengruppe aufgenommen, nachdem diese zunächst einen Arzt als Geisel genommen hatte. Der Arzt kam durch den Polizeieinsatz frei. Während Sicherheitskräfte die Schule umstellten, verhandelten Stammesführer mit den Kidnappern.

Musharraf sagte in London, die Islamisten hätten die Geiselnahme nicht geplant, sondern auf der Flucht Deckung in der Schule gesucht. Die Kinder seien zufällig in ihre Gewalt geraten. Der Staatschef kündigte an, weiterhin mit harter Hand gegen "Terroristen" vorzugehen. Der britische Premierminister Gordon Brown verurteilte die Geiselnahme auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Musharraf als "Angriff gegen die Menschlichkeit", über den die ganze Welt erbost sein werde.

Der Sprecher des Innenministeriums in Islamabad sagte auf die Frage, ob die Regierung den Extremisten freies Geleit zugebilligt habe, diese seien noch bei den Stammesführern. Was weiter passiere, liege in den Händen der Stammesführer und der örtlichen Polizei. Das staatliche Fernsehen hatte zuvor berichtet, die Regierung habe den Forderungen der Geiselnehmer nachgegeben.

Im Nordwesten Pakistans liegen die so genannten Stammesregionen, die von den Sicherheitskräften nicht vollständig kontrolliert werden. Die Armee tötete dort seit Jahresbeginn nach eigenen Angaben mehr als 200 Aufständische. Im dem Gebiet halten sich Extremisten auf, die dem Terrornetzwerk El Kaida nahestehen.

In der vergangenen Woche startete die Armee eine neue Großoffensive, die sich vor allem gegen die Mehsud-Gruppe richtet. Damit sollen pakistanische Fundamentalisten, afghanische Taliban und El-Kaida-Anhänger bekämpft werden. Im vergangenen Jahr kamen in Pakistan durch politisch motivierte Gewalttaten mehr als 800 Menschen ums Leben. Am 27. Dezember wurde die Oppositionsführerin Benazir Bhutto bei einem Selbstmordanschlag getötet.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.