Den Führerschein für Facebook machen

KONFERENZ Die „Social Media Week“ bietet über 160 Veranstaltungen – von Business-Tipps bis Datenschutz

„Dies ist keine Technikkonferenz, sondern ein Angebot für alle“

Steffen BurKhardt, Uni-Hamburg

Den neuen Medien kann keiner entrinnen. „Social Media verändert unsere Lebenswelt“, sagt der Medienwissenschaftler Steffen Burkhardt. Denn die Diskurse in sozialen Netzwerken würden von Massenmedien aufgegriffen und erreichten so auch die Menschen, die nicht bei Facebook und Twitter angemeldet sind.

Öffentliches Interesse ist also berechtigt – und wird bedient, zum Beispiel Ende Februar mit der zweiten „Social Media Week“ (SMW) in Hamburg. Die Idee einer solchen öffentlichen Konferenz wurde 2009 vom Kommunikationsunternehmen Crowdcentric in New York ins Leben gerufen. Mittlerweile gibt es Ableger in der ganzen Welt, die losgelöst von New York agieren.

„Die Konferenz ist dezentral – jeder Gastgeber in jeder Stadt hat seine eigenen Themen“, erklärt Sabine Ewald, die Projektmanagerin der Woche, die über 160 Vorträge und Workshops umfasst. Geplant seien hier gleich drei Schwerpunkte an verschiedenen Orten. Um „Medien und Kompetenz“ geht es an der Universität Hamburg, um „Marken und Unternehmenskommunikation“ an der Macromedia Akademie und im Kulturwerk West um „Mobilität und Gesellschaft“.

Es gebe Veranstaltungen aus dem Business-Bereich, solche, die sich mit Aus- und Weiterbildung beschäftigen und „sogar Veranstaltungen in Museen“, berichtet Ewald. Für den Überblick empfiehlt sie die Homepage, auf der Interessierte sich auch für einzelne Events anmelden können. Diese sind alle kostenlos und nach Tagen, Suchworten und verschiedenen Levels von Beginner bis Profi sortiert.

Diese unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade sollen die Scheu nehmen, sich mit sozialen Medien zu beschäftigen, sagt Burkhardt. „Die SMW ist eben keine Technikkonferenz, sondern ein Angebot an alle.“ So seien auch Medienschaffende und Kommunikationsspezialisten großer Unternehmen angesprochen. Sie können die Woche nutzen, um sich über die Möglichkeiten sozialer Plattformen zu informieren, zum Beispiel, um Kunden zu binden.

„Der gesamte Social-Media-Bereich ist von Konzernen und ihren Marketingabteilungen unterwandert“, räumt Medienwissenschaftler Burkhardt ein. Gerade deshalb seien Veranstaltungen zum Online-Marketing für alle Bürger interessant, um sich über die PR-Strategien im Internet zu informieren. Es gebe auf der Konferenz jedoch auch zahlreiche Anbieter ohne wirtschaftliche Interessen.

Die Woche ist aber auch für private Nutzer gedacht. Sie können zum Beispiel einen Social-Media-Führerschein machen. „Damit erwirbt man ein Grundwissen, mit dem man sich durchs Netz navigieren kann“, erklärt Burkhardt. „Auch was die Verantwortung betrifft, die man beim Benutzen der Technik hat.“ Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat hier vor allem den Nachwuchs im Blick und leitet eine Diskussion zum Thema „Kinder und Jugendliche im Social Web“. Auch die müsse man früh im Umgang mit dem Internet schulen, sagt Caspar. „Denn mit den Daten aller Nutzer werden die knallharten wirtschaftlichen Interessen finanziert, die hinter der scheinbaren Gratiswelt des Internets stehen.“  MORITZ KOHL

„Social Media Week“ Hamburg, 18.–22. Februar. Infos und Anmeldung unter www.socialmediaweek.org/hamburg