Springer-Spross vor Gericht: Enkel mit spätem Erbanspruch

Verlegerenkel Axel Sven Springer zog gegen die Verlegerwitwe Friede vor Gericht. Er könnte zu einer entscheidenden Figur für den Springer-Verlag werden.

Axel Sven Springer (41). Bild: dpa

Wer war Axel Sven Springer damals, im Herbst 1985? Es ist eine nicht ganz unwichtige Frage in diesen Tagen, da er der Witwe seines Großvaters vor Gericht begegnet: Hat er sich damals über den Tisch ziehen lassen? Hat man seine Jugend ausgenutzt? In den Beschreibungen, die in diesen Tagen von ihm angefertigt werden, liest es sich genau so: Axel Sven als mit der Situation überforderter junger Mann.

Die Situation ist die: 1985 ist Axel Sven Springer, genannt Aggi, 19 Jahre alt. Am 30. Oktober bricht er von seinem Internat in der Schweiz nach Berlin auf. Am nächsten Morgen um acht Uhr begibt er sich zur Eröffnung des 1983 angefertigten Testaments seines Großvaters, des Großverlegers Axel Cäsar Springer. Er soll 25 Prozent der Verlagsanteile erben. Doch Axel Sven Springer willigt offenbar noch am selben Tag ein, auf den größten Teil des Erbes zu verzichten - zugunsten der Witwe des Verlegers, Friede Springer.

Er hatte schlimme Monate hinter sich: Im Januar 1985 war er entführt worden. Sein Leben hänge ganz von seinem Großvater ab, sagen ihm die Entführer und fordern einen zweistelligen Millionenbetrag. Am Ende kommt der Enkel frei - Bernhard Servatius, ein Vertrauter des Verlegers, soll mit den Entführern verhandelt haben. Möglicherweise gründet darauf Axel Svens Vertrauen zu ihm.

Dieser Servatius, der Testamentsvollstrecker, gibt am Morgen der Testamentseröffnung bekannt, Axel Springer habe kurz vor seinem Tod gegenüber ihm und Friede Springer bekundet, das Testament ändern zu wollen: Statt 25 der Verlagsanteile soll Axel Sven Springer 5 Prozent bekommen. Ohne einen Berater zu haben, willigt er offenbar schnell ein.

Nun wird der Fall neu aufgerollt. Springers Enkel zweifelt daran, dass damals, bei der Erbenvereinbarung im Oktober 1985, alles rechtens gewesen sei. Bekäme er vor dem Hamburger Oberlandesgericht, wo heute ein Urteil gefällt wird, recht, hätte das Auswirkungen auf die komplizierte Verlagsstruktur und womöglich - das ist aber Spekulation - eine Entmachtung seiner Stiefgroßmutter Friede Springer zur Folge.

Axel Sven Springer gilt als Mann in der Tradition seines Vaters Axel Springer jr.: Der duzte nicht nur die Chefredakteure, sondern auch die kleinen Arbeiter. Axel Sven Springer hatte höhere Aufgaben im Verlag lange Zeit ausgeschlagen, bevor er 2001 in den Aufsichtsrat einzog und - bereits damals im Streit mit Friede Springer - 2002 wieder freigestellt wurde. Er ließ sich an der verlagseigenen Journalistenschule ausbilden und arbeitete bei Bild. Er könnte nun zum Mann werden, der das größte deutsche Zeitungshaus nachhaltig verändert.

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