Essen - wie viel teurer?: Immer noch billig

Die Preise für Nahrungsmittel stiegen 2007 bis zu 11 Prozent - doch über die Jahre stiegen sie weniger als die Einkommen. Forscher sehen Nutzen in höheren Preisen.

Milch schmeckt, aber kostet: zehn Prozent mehr als im Vorjahr Bild: ap

BERLIN taz Alles halb so wild - so beurteilt das Deutsche Wirtschaftsforschungsinstitut den Anstieg der Lebensmittelpreise. Noch immer liege der Anteil, den deutsche Haushalte für Nahrung ausgeben, europaweit am unteren Ende, sagt Stefan Kooths vom DIW. Im Durchschnitt sind das 13 Prozent. Im Vergleich zum Einkommen sind Lebensmittel heute billiger als vor 15 Jahren: Während die Nettolöhne in diesem Zeitraum um 18 Prozent zulegten, stieg der Preis für Esswaren um 12 Prozent .

"So gesehen waren die Preissteigerungen im letzten Jahr eine Korrektur", meint Kooths. Eine Korrektur, die allerdings sehr ruckartig erfolgt ist: Im Jahresvergleich wurden Milch und Milchprodukte um 10,5 Prozent teurer, Eier kosteten 4,5 Prozent mehr, die Geflügelpreise stiegen um 11,4 Prozent. Handel und Milchindustrieverband wiesen den Vorwurf von Preisabsprachen zurück: Es habe sich dabei um "die Umsetzung der bereits vor Wochen aufgezeigten Marktsituation" gehandelt. An den Weltmärkten waren die Preise gestiegen, und Erzeuger setzten höhere Erlöse durch.

Nach wie vor sind die Hauptprofiteure der neuen Preissituation die Discounter: "Die erhalten vor allem seit der zweiten Jahreshälfte 2007 einen ordentlichen Schub", sagt Claudia Gaspar von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). 20.000 Haushalte teilen der GfK laufend mit, was sie wann zu welchen Preisen einkaufen. Ein Ergebnis: Butter wurde weniger gekauft - auch wenn der Handel zum Jahresende die Preise dafür wieder etwas gesenkt hat. "Richtig stark treffen die teureren Lebensmittel diejenigen, die ohnehin schon auf das Nötigste reduziert haben", sagt Gaspar.

Beim Hauptverband des Deutschen Einzelhandels versucht man zu beruhigen: "Wahrscheinlich werden sich die Preissteigerungen 2008 in einer normalen Größenordnung bewegen - unterhalb der allgemeinen Teuerungsrate", meint dessen Sprecher Hubertus Pellengahr und begründet dies mit dem starken Wettbewerb unter den Supermärkten und Discountern.

Das Wiener Forschungsinstitut hat noch einen weiteren Vorteil steigender Preise entdeckt: Mit Lebensmitteln würde wieder sorgsamer umgegangen. Was man kaufe. werde auch tatsächlich verbraucht. Und der Deutsche Bauernverband hat ein neues Selbstbewusstsein unter den Landwirten ausgemacht: Die Verbraucher würden Lebensmittel und damit die Arbeit der Bauern wieder wertschätzen.

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