Kommentar Immobilienkrise: Konjunkturprogramme sind sinnvoll

Die US-Immobilienkrise wird noch immer fatal unterschätzt. Nötig ist auch hier eine Diskussion darüber, wie die Binnenwirtschaft gestärkt werden kann - beispielsweise mit sinnvollen Konjunkturprogrammen.

Es ist immer wieder schön zu sehen: Stehen die USA vor einer wirklich ernstzunehmenden ökonomischen Krise, zeigen sie sich überraschend und angenehm ideologiefrei. Nachdem nun auch die volkswirtschaftlichen Indikatoren abwärts zeigen, diskutiert man jetzt eben Konjunkturprogramme - die der Mainstream der deutschen Ökonomen immer noch für Teufelswerk hält. Jenseits des großen Teiches werden die staatlichen Anschubhilfen dagegen parteiübergreifend propagiert - völlig zu Recht.

Ideal wäre ein Konjunkturpaket, das einen Krisenfonds für die Immobilienwirtschaft mit einem Ausgabenprogramm für ökologischen Umbau koppelt, der zugleich die Abhängigkeit der US-Wirtschaft vom Öl verringern könnte.

Wegen des riesigen Haushaltsdefizits ist allerdings zu befürchten, dass das Programm von einer Abwertung des Dollars begleitet wird - der billigsten und zugleich international schlechtesten Lösung. Denn damit könnten die USA zwar ihre eigene Exportwirtschaft ankurbeln, zugleich aber würde auch das ebenfalls mächtige Außenhandelsdefizit wachsen. Vor allem aber würden sie einen Teil der Verantwortung abschieben und die Wirtschaft in der Eurozone, Großbritannien oder Japan extrem belasten. Dagegen hilft nur eine Koordination der internationalen Notenbankpolitik.

Hierzulande sollte man sich von der Debatte in den USA inspirieren lassen - und sich endlich ernsthaft Gedanken machen. Denn bislang werden die globalen Auswirkungen der US-Immobilienkrise immer noch fatal unterschätzt. Die Geschäftszahlen der Finanzbranche in den kommenden Monaten werden es zeigen: Nicht nur die großen Banken müssen Wertberichtigungen vornehmen, die Finanziers werden künftig noch zögerlicher Kredite geben als bisher. Das werden vor allem kleinere und mittlere Unternehmen zu spüren bekommen. Nötig ist auch hier schon mal eine Diskussion darüber, wie die Binnenwirtschaft so weit gestärkt werden kann, dass sie zum Wirtschaftsmotor taugt - beispielsweise mit sinnvollen Konjunkturprogrammen.

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