Portrait McCain: Kandidat mit Steher-Qualitäten

Er galt schon als abgeschrieben, doch sein Sieg in New Hampshire bringt den Republikaner John McCain zurück ins Rennen. Sein altbewährtes Erfolgsrezept: Ehrlichkeit und Bürgernähe.

Zeit, die Krawatte zu lockern: John McCain begrüßt seine Fans in New Hampshire Bild: rtr

"Mac is back, Mac is back", begrüßten begeisterte Wähler und Fans den 71-jährigen Senator aus Arizona. John McCain konnte am Dienstag abend ebenso überraschend wie Hillary Clinton sein "Comeback" feiern, nachdem er in den Caucuses von Iowa nur vierter geworden war. McCain hat für seinen zweiten New Hampshire-Sieg hart gearbeitet. Seine Präsidentschafts-Kampagne drohte im vergangenen Sommer fast zu scheitern, die US-Medien hatten ihn schon abgeschrieben. Erst schien der Senator sich zuwenig von der Bush-Strategie für den Irak distanziert zu haben, dann fehlte das Geld und schließlich musste der langjährige Politiker sogar seine engsten Wahlkampf-Mitarbeiter entlassen. Doch McCain hat Steher-Qualitäten.

Mit einem beachtlichen Vorsprung von 37 Prozent Zustimmung der republikanischen Wähler vor seinem Rivalen Mitt Romney mit 32 Prozent, läßt es sich für McCains "Straight Talk-Express" gut weiterfahren. Mit diesem sogenannten "Tacheles-Bus" war McCain bereits im Wahljahr 2000 durch New Hampshire getourt, so erfolgreich, dass er damals in dem kleinen Bundesstaat glatt gegen George W. Bush gewonnen hatte. Ohne finanzielle Mittel, entschied sich McCain vor einem halben Jahr dafür, alles aufs selbe Pferd zu setzten. Er konzentrierte sich nahezu ausschließlich auf New Hampshire und hoffte dort auf die verblieben Sympathien für ihn. Fans ließen sich offenbar nicht abschrecken von McCains deja-vue-Bus aus dem Jahr 2000, den gleichen Veranstaltungshallen, den gleichen Witzen. Dass McCain Spaß am Wahlkampf und an der Rund-um-die-Uhr Aufmerksamkeit hat, das konnte man dem inzwischen völlig ergrauten Mann ansehen.

In den letzten Monaten soll er zu mindestens 25.000 Menschen in New Hampshire direkt gesprochen haben, schätzt sein Wahlkampfmanager. Die Mühen haben sich für den als aufrichtig geltenden Mann gelohnt.

Seinen größten politischen Triumph der letzten Jahre konnte McCain feiern, als er 2006 als nahezu Ein-Mann-Opposition der Bush-Administration in Sachen Folter die Stirn bot. Glaubwürdigkeit in Fragen der Strategie und der nationalen Sicherheit genießt McCain, weil er als Vietnam-Kriegs-Kämpfer und Folteropfer des Vietkong im Gegensatz zum Personal der Bush-Administration, "gedient hat". So sorgte er dafür, dass die Bush-Administration in der Folter-Frage endlich in die Defensive geriet. Problematisch, sagen viele Kommentatoren, ist sein fortgeschrittenes Alter. Gegen seine ebenfalls keineswegs jugendlichen Rivalen Mitt Romney und Rudy Giuliani, wirkt McCain schlicht alt. Anstatt sich darüber Gedanken zu machen, kündigte der ehemalige Kampfpilot noch am Wahlabend an, nun fest die nächsten Vorwahlstaaten Michigan und Nevada im Visier zu haben. In Michigan, Romneys Heimatstaat, will McCain den Mormonen kommenden Dienstag zur Strecke bringen. Ihn dürfte dort ein spannendes Kopf-and Kopf-Rennen erwarten, denn Romney kann dort mit vielen Sympathisanten rechnen, die sich gerne an seinen Vater, den zweimaligen Gouverneur von Michigan, erinnern. Wie großartig McCains Comeback tatsächlich ist, das wird sich daher schon in einer Woche zeigen.

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