Atomtransport steht bevor: Uranmüll für Russland

Deutschland exportiert wieder hochgiftigen Atommüll. Atomgegner fürchten, dass er in alten Fässern verrottet.

Atommüll aus Deutschland soll bald nach Russland Bild: dpa

DORTMUND taz Regelmäßig beobachten die AKW-GegnerInnen das Gelände der Urananreicherungsanlage (UAA) des Urenco-Konzerns in Gronau. Heute könnte es wieder so weit sein: Ein Atommülltransport nach Russland steht bevor. "In den vergangenen Tagen wurden zahlreiche Bahnwaggons beladen", berichtet Willi Hesters, Sprecher des Aktionsbündnisses Münsterland gegen Atomanlagen. Zudem hätten Initiativen aus den Niederlanden herausgefunden, dass das Transportschiff "Doggersbank", das die Müllbehälter für Urenco üblicherweise von Rotterdamm aus nach Russland verschifft, für diese Woche gebucht wurde. In der Vergangenheit waren das klare Indizien für einen baldigen Transport.

Zwar bestreitet Urenco eine für Mittwochabend geplante Lieferung, die Gegner lassen sich davon jedoch nicht beschwichtigen: "Angekündigt wurden die noch nie", sagt Hesters. Ob am Mittwoch oder in einer Woche: Fest steht, dass Urenco dieses Jahr wieder fleißig abgereichertes Uranhexafluorid (UF6) exportieren wird, eine leicht flüchtige, äußerst giftige, radioaktive Verbindung aus Uran und Fluor. Schon im vergangenen Jahr hat Urenco vier bis fünf Müllzüge verschickt. Die Hauptabnehmer für das Material sitzen in Russland. Dort werde es nach Angaben von Urenco in einer Anlage nahe des Baikalsees so weit angereichert, um danach wieder für neue atomarer Brennstäbe eingesetzt zu werden.

Die Gegner der Transporte glauben nicht an diese Version. Sie sind davon überzeugt, das UF6 lagere dort in rostenden Fässern unter offenem Himmel. Die Theorie des "günstigen Uranendlagers" ist unbelegt, aber nicht unwahrscheinlich. Dafür sprechen zwei Tatsachen: Während seit dem Jahr 2000 rund 12.500 Tonnen abgereichertes UF6 nach Russland geschickt wurden, kamen bloß 1.200 Tonnen angereichertes UF6 zurück nach Gronau.

Zudem gibt es keine Verpflichtung, dass das abgereicherte UF6 in aufbereitetem Zustand wieder nach Gronau verschickt wird: "Was die Russen damit vorhaben, entzieht sich meiner Kenntnis", sagte ein Urenco-Sprecher der taz. Wenn also frisches UF6 aus Russland bei der UAA in Gronau ankommt, kann das genauso gut Natururan sein. Diese Argumente konnten die zuständige Staatsanwaltschaft jedoch nicht überzeugen. Ein von russischen AtomgegnerInnen angestrengtes Verfahren gegen Urenco wurde kurz vor dem Jahreswechsel endgültig eingestellt.

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