Auftakt der US-Vorwahlen: Weiß wählt Schwarz

Eine Schlappe für Hillary Clinton. Der farbige Kandidat Barack H. Obama hatte eigentlich im fast blütenweißen Iowa keine Chance - aber er hat sie genutzt.

Barack Obama ist sich sicher, dass er es schaffen kann. Bild: dpa

DES MOINES taz Iowa ist ein US-Bundesstaat, in dem Menschen leben mit Nachnamen wie Kastner, Best oder Danielson. Sie sind weiß, züchten Schweine oder bauen Mais an - und haben in der Geschichte ihres Staates noch nie einen Afroamerikaner in irgendein Amt gewählt. Bis Barack H. Obama auftauchte. Der farbige Senator aus Illinois, Sohn eines Kenianers und einer weißen US-Bürgerin, errang als erster Afroamerikaner in der Geschichte der Iowa-Caucusses gleich einen der umkämpftesten Wahlsiege der USA: die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten. Und das ausgerechnet in einem ländlichen Staat, in dem weniger als drei Prozent der Bevölkerung Schwarze sind.

Warum?

Obama hat während seines Wahlkampfes nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass hinter ihm eine Regenbogenkoalition von Unterstützern und Mitarbeitenden steht. Als es für ihn Anfang Dezember um alles ging, holte er zu sich auf die Bühne keine weißen Stars, um zu demonstrieren, wie mühelos er den Graben überspannt, der im heutigen Amerika noch immer Schwarze und Weiße trennt. Seine Wahl fiel auf den schwarzen Megastar der USA - die Moderatorin Oprah Winfrey.

Die Strategie war klug gewählt, denn überraschenderweise sind es weniger die Weißen, die Obama von sich überzeugen muss - als die afroamerikanischen Wähler. Zu Beginn seiner Wahlkampagne erhielt Hillary Clinton, dank der herausragenden Popularität ihres Mannes Bill Clinton bei schwarzen Wählern, von denen regelmäßig bessere Noten als Obama. "Ist Obama zu weiß für Schwarze?", fragten die Feuilletonisten und die Leitartikler damals.

Doch Obamas Wahlkampfteam hat früh beschlossen, dass die Frage so falsch gestellt ist. Seine Strategie müsse sein, nicht die Hautfarbe zu thematisieren, sondern das Selbstvertrauen. Perspektiven, das ist es, was Obama seitdem anbieten will. Er selbst und seine ebenfalls schwarze Frau Michelle haben bewiesen, dass Schwarze es zu etwas bringen können. Das imponiert US-Wählenden aller Couleur. 12 Prozent der US-Bevölkerung sind schwarz, doch die sind überproportional von Armut, Krankheit und den Folgen schlechter Bildung betroffen. Und sie gehen verhältnismäßig wenig zu Wahlen. Ein wichtiger Grund: Zu viele haben das Gefühl, dass sie in der US-Gesellschaft keine Rolle spielen.

Mit seiner nun in Iowa bewiesenen Fähigkeit, Neu- und Erstwählende zu mobilisieren, könnte es Obama auch in den übrigen Vorwahlstaaten gelingen, das große Potenzial derer, die sonst zu Hause bleiben, für sich zu erschließen. Vor der Iowa-Vorwahl hatten rund 70 Prozent derjenigen, die vorhatten, für Obama zu stimmen, angegeben, noch nie zuvor gewählt zu haben.

Kommentatoren vermuten nun, dass Obama spätestens in South Carolina, wo die demokratischen Parteianhänger am 26. Januar wählen, seiner schärfsten Konkurrentin Hillary Clinton erneut in die Quere kommen könnte. Der Südstaat hat einen hohen Anteil armer, schwarzer Bevölkerung. Die, so glauben Analysten, sehe nach Iowa in Obama erstmals die Gelegenheit, mit ihrer Stimme etwas erreichen zu können. Selbst wenn Obama am kommenden Dienstag bei den Primaries im ebenfalls "weißen Staat" New Hampshire nicht so gut abschneiden sollte, wäre er damit immer noch eine ernsthafte Gefahr für Hillary Clinton und John Edwards.

"Sie haben gesagt, dass dieses Land zu zerstritten ist, zu desillusioniert, um jemals zu einem gemeinsamen Ziel zusammenzufinden", hatte Obama nach seinem Wahlsieg in Iowa gesagt. Aber die Wählenden hätten es den Zweiflern und Zynikern gezeigt. Obama meinte nicht nur den Wechsel in der Politik. Er sah seinen Sieg auch als ein Indiz: Es sei ein gutes Stück wahrscheinlicher geworden, dass ein schwarzer Präsident ins Weiße Haus einzieht. "Die Zeit ist gekommen", sagte er unter frenetischem Jubel und "O-ba-ma"-Rufen. "Jetzt wird in Amerika der Wandel kommen."

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