"Arche de Zoé"-Urteil im Tschad: Sarkozy will Adoptionsbetrüger zurückholen

Sechs Mitarbeiter der Hilfsorganisation "Arche de Zoé" werden im Tschad wegen Kidnapping zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Sarkozy will sie noch in diesem Jahr nach Hause holen.

Arche de Zoe-Chef Eric Breteau, Mitarbeiterin Emilie Lelouch und der erste Rechtsanwalt der Hilfsorganisation geben nach dem Urteil im Tschad eine Erklärung an die Presse ab. Bild: dpa

NDJAMENA/PARIS afp/dpa/rtr Das Urteil ist gesprochen und fiel für viele härter aus als erwartet: Acht Jahre Gefängnis und Zwangsarbeit, dazu eine Geldstrafe von über sechs Millionen Euro, verhängte die Justiz im Tschad am Mittwoch gegen die sechs Franzosen der Hilfsorganisation "Arche de Zoé", die 103 angebliche Waisenkinder aus Darfur außer Landes bringen wollten und bei der Aktion im Oktober in der osttschadischen Stadt Abéché verhaftet worden waren. Wie sich herausgestellt hatte, waren die Kinder weder Waisen, noch kamen sie aus Darfur.

Die Franzosen werden wohl bald in ihre Heimat überstellt. Schon vor Prozessbeginn hatten die Angeklagten gesagt, sie erwarteten am 26. Dezember ihre Verurteilung und am 30. Dezember ihre Überstellung nach Frankreich. Gegen einen tschadischen und einen sudanesischen Mitangeklagten verhängte das Gericht jeweils vier Jahre Haft wegen Komplizenschaft. Zwei weitere tschadische Mitangeklagte wurden freigesprochen.

Einer der französischen Anwälte der Verurteilten, Gilbert Collard, sprach von einem "Justizskandal". Eine tschadischer Jurist hingegen sprach von einem "Sieg für das tschadische Volk".

Nur sechs Tage standen die Mitarbeiter von "Arche de Zoé" vor Gericht. Der Chef und Gründer der kleinen Organisation, Eric Breteau, wies den Vorwurf der Kindesentführung zurück. Niemand vor Ort habe der Organisation gesagt, dass die Kinder nicht aus dem Sudan stammten, sagte der 37-Jährige vor Gericht. Doch er konnte nicht erklären, warum er die Aktion vor den tschadischen Behörden geheimgehalten hatte.

Frankreich kündigte unmittelbar nach dem Urteil an, eine Überstellung der vier Männer und zwei Frauen zu beantragen. Aufgrund eines franko-tschadischen Abkommens aus dem Jahr 1976 können die Verurteilten ihre Strafe auch in Frankreich verbüßen. Da es in Frankreich keine Zwangsarbeit gibt, gilt die Umwandlung in Haftstrafen als wahrscheinlich. Doch bei guter Führung könnten sie nach geltendem Recht ungefähr nach der Hälfte der Haftzeit unter Auflagen entlassen werden.

"In einigen Tagen" könnten die sechs Franzosen in ihrer Heimat sein, hieß es am Donnerstag in Frankreich. Tschads Justizminister Albert Pahimi Padacké wies darauf hin, dass die Auslieferung und die Umwandlung der Strafen von der Zustimmung des Tschad abhänge.

Die französische Regierung versichert seit Tagen, dass "Gespräche auf höchstem Niveau" laufen - also zwischen den Präsidenten Nicolas Sarkozy und Idriss Déby. Für Tschad geht es auch darum, das Gesicht zu wahren. Im November hatte die Empörung über die Affäre zu gewaltsamen Demonstrationen im Tschad geführt. Paris will die Führung des Tschad nicht verstimmen, um die geplante Stationierung einer EU-Truppe mit starker französischer Komponente nicht in Gefahr zu bringen.

Unterdessen sind die angeblichen Waisenkinder noch immer in einem Heim in Abéché, weil sich ihre Familien kaum wiederfinden lassen. Und etablierte Hilfswerke im osttschadischen Grenzgebiet zu Sudans Kriegsregion Darfur, die im Gegensatz zu "Arche de Zoé" Vertrauen in der Bevölkerung hatten, leiden unter dem angeschlagenen Ruf westlicher Helfer.

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