Regenerative Energien: Schönauer wollen Badonova kaufen

Die Elektrizitätswerke Schönau streben 47 Prozent am Energieversorger Badenova an. Damit wollen sie das Freiburger Unternehmen aus seinen Atom-Verflechtungen befreien.

EWS will aus Badenova ein komplett atomfreies Unternehmen machen : dpa

FREIBURG taz Die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) haben soeben eine neue Projektidee in die Welt gesetzt: Der Ökostromversorger, der aus einer Anti-Atomkraft-Initiative entstand, will den Freiburger Energieversorger Badenova von seinen Atom-Verflechtungen befreien. Bislang hält die Eon-Tochter Thüga einen Anteil von 47,3 Prozent an der Badenova. "Wenn man uns die Thüga-Anteile anbietet, werden wir zugreifen", sagte EWS-Geschäftsführerin Ursula Sladek der taz.

Dass diese Anteile einen Wert von rund 400 Millionen Euro haben, kann die als Stromrebellen bekannten EWS nicht schrecken: "Vor großen Zahlen haben wir keine Angst mehr", sagt Ursula Sladek. Sollte sich tatsächlich in Freiburg eine entsprechende Option auftun, werde man eben ein passendes Finanzierungskonzept mit Bürgerbeteiligung ausarbeiten: "Wenn die Stadt Freiburg ihren Stromversorger wieder zu einem Unternehmen der Stadt und ihrer Bürger machen will, sind wir bereit."

Mit solchem Selbstbewusstsein sind die Schönauer schon in der Vergangenheit gut gefahren. Als sie in den Neunzigerjahren - als noch unbekannte Bürgerinitiative - antraten, das Schönauer Stromnetz zu kaufen, ließen sie sich auch durch die Preisforderung von damals 8,7 Millionen Mark nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Zwischenzeitlich wurde aus der Bürgerinitiative ein bürgereigener Ökostromversorger, der heute bundesweit 65.000 Kunden versorgt.

Für die Stadt Freiburg kommt der Vorstoß zum Kauf der Thüga-Anteile unerwartet. "Das ist bislang für uns kein Thema", sagte ein Sprecher auf Anfrage, "wir können die Thüga doch nicht dazu zwingen, ihre Anteile zu verkaufen." Gleichwohl ist es in Freiburg ein offenes Geheimnis, dass es in der Kommunalpolitik, und sogar bis in die Badenova hinein Unterstützer gibt, die eine Rückführung des örtlichen Strom-, Gas- und Wasserversorgers in kommunale Hände begrüßen. Eckart Friebis, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Freiburger Gemeinderat, sprach nach dem Schönauer Vorstoß gestern von einer "interessanten Idee", die man prüfen müsse: "Die Diskussion ist eröffnet, und das finde ich klasse."

Allerdings warnt Friebis vor einem "Schnellschuss". Denn es ist derzeit noch völlig unklar, wie eine solche Übernahme in der Praxis ablaufen könnte. Zumal neben Freiburg noch fünf weitere Städte Anteilseigner der Badenova sind und es wechselseitige Vorkaufsrechte gibt, sofern einer der Eigentümer aussteigen will. Sollte eine politische Mehrheit in Freiburg den Ausstieg der Eon-Tochter tatsächlich wünschen, dürfte die Stadt im Breisgau ihn aber langfristig auch durchsetzen können. Denn die Stadt entscheidet im Rahmen des Konzessionsvertrags darüber, wer auf ihrem Terrain Leitungen nutzen darf.

Mit dem Vorstoß in Richtung Freiburg folgen die EWS übrigens schlicht ihren Kunden. Denn die Badenova hat bereits 4.800 Stromkunden an die Schönauer verloren. Damit sind die EWS in Freiburg mit Abstand der größte unabhängige Stromanbieter.

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