UEFA-Cup: "Club" überwintert europäisch

Riesenjubel beim 1. FC Nürnberg: Der Club siegte mit 3:1 bei AE Larissa und steht als fünfter deutscher Club in der K.o.-Runde des UEFA-Pokals. Auch der HSV ist dabei.

Schlecht gespielt, aber mit Treffer den Sieg garantiert: Angelos Charisteas Bild: dpa

VOLOS/HAMBURG dpa Bundesliga-Kellerkind 1. FC Nürnberg überwintert erstmals seit 45 Jahren wieder im Fußball-Europapokal. Durch Tore von Marek Mintal (57.) und des griechischen EM-Helden Angelos Charisteas (73.) gewann der deutsche Pokalsieger am Donnerstag mit 3:1 (1:1) bei AE Larissa und qualifizierte sich trotz einer über weite Strecken schwachen Vorstellung als fünfter deutscher Club für die K.o.-Runde im UEFA-Cup. Vor 2500 Zuschauern hatte Iwan Saenko (45.) die Führung für die vorzeitig gescheiterten Griechen durch Jozef Kozlej (11.) ausgeglichen. Als Zweiter der Gruppe A treffen die Franken in der Runde der letzten 32, die am Freitag ausgelost wird, auf einen Champions-League-Absteiger.

"Wir waren nur Außenseiter in dieser Gruppe. Umso schöner, dass wir für die Überraschung gesorgt haben und weitergekommen sind. Ich bin mir fast sicher, wir kriegen's noch hin im Frühjahr", sagte "Club"-Trainer Hans Meyer auch mit Blick auf den Bundesliga- Abstiegskampf. "Ich bin froh, dass wir gewonnen haben. Der Sieg ist wichtig, nicht mein Tor", erklärte Torschütze Mintal.

1200 mitgereiste Fans machten die Partie im Panthessaliko-Stadion von Volos praktisch zu einem Heimspiel für den "Club". Doch trotz der stimmkräftigen Unterstützung agierte Meyers Team lange Zeit ausgesprochen ängstlich und knüpfte nach dem frühen Rückstand nahtlos an die schwachen Auswärtsleistungen der jüngsten Vergangenheit an. Erst in der zweiten Halbzeit erhöhten die Nürnberger das Tempo und feierten einen am Ende verdienten Erfolg.

Europameister Charisteas bekam in seiner griechischen Heimat gegen Nikos Dabizas 72 Minuten lang kaum einen Stich, sorgte dann aber mit dem dritten Treffer für die Entscheidung. Auch Mintal, der dem 1. FCN mit seinem Doppelschlag gegen Alkmaar erst das "Endspiel" in Volos ermöglicht hatte, taute erst nach der Pause auf und bewies alte Torgefährlichkeit. Zum Garanten für das Weiterkommen wurde zudem Torhüter Jaromir Blazek, der mit zwei tollen Paraden in der zweiten Halbzeit das drohende 2:2 verhinderte.

Der Hamburger SV hat sich unterdessen als Gruppensieger im UEFA-Pokal in den Weihnachtsurlaub verabschiedet. Doch beim 1:1 (0:0) gegen den FC Basel verbreitete der Fußball-Bundesligist nur selten Festtagsstimmung. Trotz einer Vielzahl von Chancen und drückender Überlegenheit schafften es die Hanseaten nicht, ihre makellose Europapokal-Bilanz zu verteidigen und mussten im sechsten Spiel erstmals ein Remis hinnehmen. "Wenn heute eine Mannschaft hätte gewinnen müssen, dann hätten wir das sein müssen", sagte HSV-Trainer Huub Stevens.

Ivan Ergic (58.) hatte nach einem kollektiven Blackout der HSV- Deckung die defensiv eingestellten Baseler überraschend in Führung geschossen und den Bundesliga-Dritten geschockt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Gäste vor 50 000 Zuschauern nach der Gelb-Roten Karte für Reto Zanni wegen wiederholten Foulspiels bereits in Unterzahl. Wie schon im letzten Bundesliga-Spiel beim Karlsruher SC rettete der äußerst engagierte Ivica Olic (73.) die Hamburger vor einer Niederlage. "Es war schwierig, dann noch einmal zurückzukommen. Dann muss man auch mal damit zufrieden sein", meinte Stevens.

Der HSV hatte sich ebenso wie der Schweizer Erstliga-Spitzenreiter bereits vor dem letzten Gruppenspiel für die K.o.-Runde qualifiziert. Durch den ersten Platz in der Gruppe D vermieden die Hamburger, bei der Auslosung am Freitag in Nyon zunächst einen der Champions-League- Absteiger zugeteilt zu bekommen. "Wir sind Gruppen-Erster geworden. Das ist gut so", sagte Kapitän Rafael van der Vaart. "Wer hätte das vorher gedacht", stellte auch Stevens zufrieden fest.

Obwohl die Partie nur noch eine geringe Bedeutung hatte, brachte HSV-Trainer Huub Stevens auch im 29. Saison-Pflichtspiel seine derzeit stärkste Mannschaft aufs Feld. Das Team um den abwanderungswilligen Kapitän Rafael van der Vaart begann engagiert und erspielte sich ein klares Übergewicht gegen die biederen Schweizer.

Einziger Makel der Hamburger war in der ersten Halbzeit die schlechte Chancenverwertung, die die defensiv eingestellten Gäste vor einem frühen deutlichen Rückstand bewahrte. Bereits nach 70 Sekunden scheiterten Nigel de Jong und Bastian Reinhardt freistehend nach einem van-der-Vaart-Freistoß am guten Baseler Torhüter Franco Costanzo. Wenig später war der Argentinier auch gegen van der Vaart (9.) auf dem Posten.

Vor allem der Niederländer und Mittelstürmer Olic beschäftigten die Deckung der Baseler. Innerhalb von einer Minute hatte van der Vaart (36.) gleich dreimal die Gelegenheit zur Führung, vergab aber ebenso wie Olic (32./34./38.) die besten Chancen. Sekunden vor dem Halbzeit-Pfiff wurde der Kroate von Francois Marque im Strafraum gelegt, doch Schiedsrichter Nicolai Vollquartz verweigerte den Foulelfmeter. Die Schweizer ließen sich hingegen nur selten vor dem Tor von HSV-Schlussmann Frank Rost blicken.

Auch nach dem Wechsel änderte sich zunächst nichts an den Kräfteverhältnissen. Als der Baseler Zanni (49.) nach seiner Gelb- Roten Karte vom Platz musste, sprach alles für den Bundesligisten. Um so größer der Schock, als die Schweizer völlig überraschend durch Ergic (58.) in Führung gingen. Die Hamburger benötigten einige Zeit, um sich vom Schreck zu erholen. Erst Olic (73.) schaffte vier Tage vor Weihnachten die Erlösung für den HSV.

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