Kommentar Klimakonferenz: Eine Chance trotz Desaster

Bali war ein Fiasko für die Weltklimadiplomatie. Einziger Lichtblick: USA, Schwellen- und Entwicklungsländer sind nun mit im Boot.

Die Klimakonferenz auf Bali wird in die Geschichte eingehen - als Katastrophe. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon war extra auf das Konferenzparkett geeilt, um den festgefahrenen Verhandlungen neue Impulse zu verleihen. Er blieb ungehört. Yvo de Boer, der Chef der UN-Klimadiplomaten, brach auf dem Podium in Tränen aus. Ein Formfehler, den nicht er zu verantworten hatte, war die Ursache - die indonesische Präsidentschaft gab wiederholt Anlass, daran zu zweifeln, ob sie bei dem Treffen auf der Höhe des Geschehens agierte.

Bali ist vor allem für die Weltklimadiplomatie ein Desaster. In ihren Reden betonten sämtliche Minister und Delegationsleiter, wie beängstigend die Ergebnisse der UN-Klimaforscher vom IPCC seien und dass jetzt dringend gehandelt werden müsse. In den Verhandlungen waren sie dann aber nicht bereit, auch nur ein Komma im Dokument zu verrücken. Das legt den Schluss nahe, dass das Klima gar nicht so im Zentrum der Klimaretter stand. Statt um die Rettung des Klimas ging es um jede Menge Geld.

Verloren haben auf dieser Konferenz alle. Der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, weil er ohne jeden Einfluss auf das diplomatische Weltparkett blieb. Vor allem aber sind die Weltklimadiplomaten beschädigt. Sie verloren viel von der Glaubwürdigkeit ihres Mandates zur Lösung des drängendsten Menschheitsproblems.

Respektabel sind die Ergebnisse von Bali aber insofern: Sowohl die Schwellen- und Entwicklungsländer sind im Boot des Post-Kioto-Regimes als auch die USA. Das Abschlussdokument enthält mehr Nord-Süd-Gerechtigkeit als jedes andere Dokument zuvor. Und den Europäern gelang es wenigstens, einen Verweis auf die Erkenntnisse des UN-Klimarates IPCC im Abschlussdokument durchzusetzen.

Die Konferenz von Bali ist der Anfang eines langen, komplizierten Prozesses: Die Bali-Roadmap soll eine brauchbare Anschlussregelung für das Kioto-Protokoll ab 2013 schaffen. Deshalb hat das Fiasko von Indonesien auch sein Gutes: Alle Beteiligten haben zwei Jahre Zeit, das verspielte Vertrauen durch konstruktive, engagierte Beschlüsse wiederzugewinnen. Abgerechnet wird 2009, auf der Weltklimakonferenz in Kopenhagen.

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Seit 1998 bei der taz (mit Unterbrechungen), zunächst als Korrespondent in Dresden, dann als Wirtschaftsredakteur mit Schwerpunkt Energie, Klima und Landwirtschaft, heute Autor im Zukunftsressort.

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