4000 Tonnen Öl in Nordsee gelaufen: Entsetzen über Schlamperei vor Bergen

Vier Millionen Liter Öl sind vor der norwegischen Küste in die Nordsee gelaufen - und bedrohen Seevögel. Das Unglück belebt die Debatte über Ölgewinnung in der Arktis.

"Wenig Möglichkeiten zu effektiver Bekämpfung": Verschmutzte Nordsee vor Bergen Bild: dpa

STOCKHOLM taz Ein acht Quadratkilometer grosser Ölteppich bewegte sich am Donnerstag auf die norwegische Küste zu. Folge eines Unfalls am Mittwoch, bei dem an der norwegischen Bohrplattform Statfjord Alpha rund 4000 Tonnen Rohöl in die Nordsee geflossen waren. Bei der Beladung des britischen Tankers "Navion Britannica" an der 160 Kilometer westlich von Bergen liegenden Plattform war ein Leck in einer Ölleitung auf dem Meeresboden erst bemerkt worden, nachdem vier Millionen Liter Öl ins Meer gepumpt worden waren.

Im fraglichen Seegebiet herrschte schlechtes Wetter mit starkem Wind und bis zu sieben Meter hohen Wellen. Ölbekämpfungsschiffe sind zwar vor Ort, können bei solchem Wellengang aber nicht eingesetzt werden. Frühestens am Wochenende könnte der Ölteppich das Festland erreichen. Naturschutzorganisationen sind vor allem wegen der Seevögel besorgt. Rasmus Hansson, Generalsekretär von WWF-Norwegen befürchtet für diese "ernste Konsequenzen": "Tausende werden sterben." Das Nordseewasser ist zu dieser Jahreszeit so kalt, dass eine Ölschicht lange auf der Wasseroberfläche treibt, sich kaum auflöst und deshalb die Küste weiträumig verschmutzen kann.

Umweltschutzorganisationen haben schon lange kritisiert, dass selbst bei schwierigen Wetterverhältnissen Tanker auf offener See mit Öl beladen werden. "Wir warnen seit Jahren vor einem derartigen Unglück", erklärte Marius Holm, stellvertretender Vorsitzender der Umweltschutzorganisation "Bellona": "Aber die Ölgesellschaften behaupten, dass sei seit langem erprobte Routine, das habe man im Griff." Beim Plattform-Betreiber, der staatlichen Ölgesellschaft Statoil hat man bislang keine Erklärung dafür, warum ein Leck in der Leitung erst bemerkt worden war, als 4000 Tonnen ins Meer geflossen waren. "So ein Ölaustritt darf nicht vorkommen", kritisierte Öl- und Energieministerin Åslaug Hage.

"Dieser Unfall macht deutlich, wie unverantwortlich es ist, Ölförderung auch in noch viel empfindlicheren Meeresgebieten zu genehmigen", meint Marius Holm. Er zielt dabei auf die Absicht Oslos, auch vor den nordnorwegischen Lofoten-Inseln und im arktischen Barentsmeer die Erlaubnis zur Ölgewinnung zu erteilen. Bellona sieht sich nun in seiner Kritik an solchen Plänen bekräftigt. Holm: "Das ist mit Risiken verbunden, die man überhaupt nicht beherrschen kann." Jan Skjærvø, Vorsitzender des Fischerverbands "Norges Fiskarlag" schließt sich solcher Kritik an: "Und der aktuelle Fall demonstriert auch, wie wenig Möglichkeiten zu einer effektiven Bekämpfung eines solchen Ölaustritts es gibt."

Statoil ist in der Vergangenheit bereits wegen Verstoßes gegen Sicherheitsbestimmungen kritisiert worden. Vor zwei Jahren musste der Konzern wegen eines unkontrollierten Gasaustritts inder Nordsee über zehn Millionen Euro Strafe zahlen. Auch jetzt drohen empfindliche Geldbußen. Der Ölaustritt ist das schlimmste Unglück seit 1977. Damals liefen beim Ekofisk-Feld 12.000 Tonnen Öl ins Meer. Auf dem Ölmarkt stieg der Preis für Nordseeöl um einen Dollar pro Fass, da mögliche Produktionsausfälle erwartet werden.

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