Datenschutzrechtliche Bedenken: Ärger im Google-Werbeparadies

Google will mit der Übernahme des Reklame-Spezialisten Doubleclick seine Macht im Web weiter festigen. Doch der Deal stößt in Europa und den USA zunehmend auf Ablehnung.

Kritisiert Google: Joe Barton, Vorsitzender des Handelsausschusses Bild: ap

Seit dem Frühjahr schon versucht der Online-Riese Google, den Web-Werbedienstleister Doubleclick zu übernehmen. Doch das 3,1 Milliarden Dollar schwere Geschäft kommt immer wieder ins Stocken. Erst kündigte die Europäische Kommission an, den Deal einer eingehenden Kartellprüfung zu unterziehen, deren Ergebnis frühestens im April 2008 vorliegen soll. Nun wird auch der Wind in den USA rauer: Sah es anfangs danach aus, als ob die zuständige Wettbewerbsaufsicht FTC die Übernahme noch vor Weihnachten durchwinken könnte, pocht nun nicht nur eine Gruppe von Netzbürgerrechtsorganisationen auf eine genauere Untersuchung, sondern auch ein mächtiger Republikaner im Handelsausschuss des Repräsentantenhauses.

Keiner verdient so gut am boomenden Geschäft mit der Internet-Werbung wie der Online-Riese Google. Je nach Statistik hält die Suchmaschine mit ihren einzelnen Web-Anwendungen bis zu 25 Prozent des Reklamemarktes allein im amerikanischen Teil des Netzes - mancher Online-Experte geht gar von noch deutlich mehr aus. Um diese Macht auszubauen und weiter zu festigen, will Google seit April den großen Web-Werbedienstleister Doubleclick übernehmen. Der liefert Online-Reklame für zahlreiche Markenartikler auf der ganzen Welt aus - vor allem im Bereich der so genannten Display-Anzeigen wie Banner. Googles Erfolge bei der Suchmaschinen-Werbung und der so genannten kontextsensitiven Reklame, die den Text einer Website analysiert, um dann passende Werbebotschaften anzuzeigen, würden damit um eher traditionelle Online-Werbeformen erweitert, das Unternehmen so zum Vollanbieter mit nochmals gesteigerter Reichweite.

Joe Barton, konservativer Abgeordneter aus Texas und wichtigster Republikaner im Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses, der auch den Bereich Internet-Politik bearbeitet, sieht dabei noch allerlei Fragen unbeantwortet. Der eigentlich übernahmefreundliche Politiker schrieb deshalb einen Brief an Google-Chef Eric Schmidt, nachdem er laut eigenen Angaben keinen neuerlichen Termin bei dem Konzern erhalten habe. (Google widerspricht dieser Darstellung allerdings und spricht von Koordinierungsproblemen.) Barton kann den Doubleclick-Deal zwar nicht selbst verhindern, da der US-Kongress keine entsprechende Macht hat. Seine Kommission ist aber für die Prüfung der Arbeit der Handelsaufsicht FTC zuständig, die das Vorhaben genehmigen muss. Bartons Brief an Schmidt geht durchaus ins Detail: In insgesamt 24 Fragekomplexen will der Politiker Googles aktuelle und zukünftige Haltung beim Speichern persönlicher Daten erfahren, "um die Auswirkungen auf den Schutz der Privatsphäre und den der Verbraucher besser zu verstehen".

Es sind Fragen, deren Beantwortung auch manchen eifrigen Google-Nutzer interessieren dürfte: So will Barton wissen, wie die Suchmaschine die zahlreichen erfassten Daten miteinander verknüpft und im Betrieb der Online-Werbeprogramme "Adsense" und "Adwords" verwendet werden. Die Anfrage geht auch in anderen Bereichen ins Detail: So soll die Suchmaschine erklären, ob sie Internet-Adressen und Suchgeschichte im Zusammenhang mit dem Kartendienst "Maps" zur Werbeoptimierung verwendet, ein Bereich, aus dem der Konzern zumindest theoretisch den Standort seiner Nutzer feststellen könnte.

Unterdessen kritisierten zwei bekannte US-Netzbürgerrechtsorganisationen das Vorgehen der FTC bei der Überprüfung des Geschäfts. Das "Electronic Privacy Information Center" (EPIC) und das "Center for Digital Democracy" (CDC) forderten, dass die FTC-Vorsitzende Deborah Platt Majoras den Fall nicht weiter überprüfe, weil es zu Interessenskonflikten kommen könne. Der Grund: Platt Majoras ist mit einem Anwalt verheiratet, dessen Kanzlei Doubleclick in Sachen Monopolrecht vertritt - allerdings vor der Europäischen Kommission. Eine FTC-Sprecherin sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AP, die Information sei der Behörde erst am Dienstag zu Ohren gekommen. Die Eingabe von EPIC und CDC werde nun zusammen mit dem "Chief Ethics Officer" der FTC besprochen. Google selbst geht weiter davon aus, dass die Übernahme genehmigt werden müsse. Doubleclick und Google agierten in verschiedenen Märkten.

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