Vista voller Fehler: Microsoft lässt "Service Pack" testen

Nutzer klagen über zahlreiche Fehler. Nun reagiert Microsoft und gibt ein Service Pack frei - zunächst selbst zur öffentlichen Fehlersuche. Firmen halten sich bei Vista zurück.

Eine Begeisterung für Vista, die nicht ansteckend war. Bill Gates bei der Präsentation Ende Januar. Bild: dpa

BERLIN taz | Treiberprobleme, inkonsistente Bedienung, Langsamkeit - das Wehklagen von PC-Besitzern über das neueste Microsoft-Betriebssystem Windows Vista ist erstaunlich laut. Dabei sind dies nur die drei Hauptprobleme, die seit dem Verkaufsstart Anfang 2007 regelmäßig und ausgiebig kritisiert werden. Hersteller Microsoft will, ja muss dem nun entgegenwirken: Das Unternehmen plant, ein erstes so genanntes "Service Pack" (SP1) für Vista zu veröffentlichen. Die kostenlose Aktualisierung soll in einer Vorversion bereits nächste Woche im Internet vorliegen und zahlreiche Probleme lösen.

Wenn die Alarmglocken bei dem US-Softwarekonzern derzeit besonders laut schellen, dann hat das vor allem mit einem Wort zu tun: "Downgrade." Der Begriff findet sich in unzähligen PC-Userforen und bedeutet schlicht, dass sich die User auf das Vorsystem Windows XP zurückziehen, weil es in ihren Augen wesentlich weniger Probleme bereitet als Vista. Da kann Microsoft auch noch so viele Verkaufsrekorde melden: Nicht wenige Nutzer sind äußerst unzufrieden mit Vista, das, wie üblich, eigentlich "alles besser" machen sollte. Und weil Vista zusammen mit neuen PCs verkauft wird, weiß niemand, wie viele Kunden wirklich ihren Rechner mit Vista fahren.

15.000 ausgewählte Nutzer dürfen seit dieser Woche einen ersten Blick auf die Neuerungen in SP1 wagen. Die Not wird nicht kaschiert. Neue Funktionen findet man kaum. Microsofts Programmiererheer konzentrierte sich auf Troubleshooting.

Ein paar interessante Neuigkeiten gibt es aber doch: So will Microsoft augenscheinliche Raubkopien nicht mehr in einen "Modus reduzierter Funktionalität" zurückfahren. Das hat nichts mit neuer Großzügigkeit gegenüber Softwarepiraten zu tun - die Funktion schlug eben dank einiger Bugs selbst bei legitimen Käufern zu. Stattdessen will Microsoft nun mit deutlichen Warnmeldungen arbeiten.

Wer Vista SP1 testen will, sobald die erste öffentliche Vorabversion vorliegt, sollte sich aber bewusst sein, dass er trotz aller Fehlerverbesserungen zunächst zu einem Versuchskaninchen wird: "Wir wollten diesmal wirklich etwas mehr in die Breite gehen, damit die Leute auch wirklich eine Möglichkeit haben, das zu testen", sagte Produktmanager David Zipkin zum Fachblatt "eWeek". Bevor die endgültige Version irgendwann im Frühling 2008 verfügbar ist, müssen eventuelle neue Fehler in SP1 gefunden und behoben sein, ebenso mögliche Kompatibilitätsprobleme.

Microsoft gibt sich offen für sofortiges Feedback: Eine öffentlich zugängliche Nachrichtengruppe soll stets von Mitarbeitern beobachtet werden. Von diesen Ergebnissen will sich der Konzern dann inspirieren lassen, "in welche Richtung die weiteren Tests des Updates gehen".

Die Stabilität ist Microsoft auch deshalb so wichtig, weil das Unternehmen bislang anscheinend nur schleppend mit Vista in den so wichtigen Firmenkundenbereich eindringen kann. SP1 soll hier wichtige Fortschritte bringen - bis November hatten von 1000 untersuchten Unternehmen laut dem Marktforscher Forrester Research gerade einmal 2 Prozent den Sprung zu Vista gewagt.

Die Probleme mit dem neuen Betriebssystem macht sich derweil auch die Konkurrenz zu Nutze. Bereits seit dem Vista-Verkaufsstart witzelt PC-Wettbewerber Apple in Werbespots über das System, seit einigen Wochen macht man nochmals sarkastischere Reklame. So erschienen ausgerechnet auf Vista-zentrierten Websites Spots mit den Charakteren "Mac" und "PC", in denen unter anderem "Gebt Vista auf" zu lesen war. Beworben wurde dabei das neue Apple-Betriebssystem Leopard.

Der Microsoft-Konkurrent muss allerdings aufpassen, es sich bei den Nutzern nicht zu verscherzen: Zwar wurde Leopard allgemein gelobt, enthält aber ebenfalls einige Fehler, der User nerven. Immerhin hat die Firma mit dem Apfel schnell reagiert: Eine erste Aktualisierung liegt bereits vor. Microsoft nimmt sich für seine "Service Packs" hingegen länger Zeit - zwischendurch werden fast ausschließlich Sicherheitslücken aktualisiert.

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