Bahn bietet GDL eigenen Tarifvertrag: Kein Bahnstreik zu Weihnachten

Durchbruch bei den Tarifverhandlungen zwischen Bahn und GDL: Die Lokführergewerkschaft bekommt einen eigenen Tarifvertrag, der sich ins Konzerngefüge einpasst.

Ungewohnte Freude: GDL-Chef Schell und Bahn-Chef Mehdorn Bild: dpa

Am Ende war es fast wie bei normalen Tarifverhandlungen: Die Gespräche dauern und dauern, und niemand weiß, ob und wann es zu einem Durchbruch kommt. Seit Montagmittag verhandelten die Spitzen von Bahn und Lokführergewerkschaft GDL über einen Tarifvertrag für die Lokführer. Am Dienstagnachmittag dann die vorläufige Lösung des über Monate schwelenden Konflikts: Beide Seiten einigten sich auf Eckpunkte eines künftigen Tarifvertrages.

Bis Ende Januar sollen nun Entgelt und Arbeitszeit ausgehandelt werden. "Solange wir verhandeln, streiken wir nicht", sagte GDL-Chef Manfred Schell gestern. "Das ist die frohe Botschaft an Deutschland." Die GDL hatte zuvor mit einem unbefristeten Streik gedroht, sollte der Bahnkonzern ihr keinen eigenständigen Tarifvertrag zugestehen.

Im Anschluss an die Verhandlungen versprach nun Bahn-Chef Hartmut Mehdorn der GDL einen eigenständigen Tarifvertrag, der in das Tarifgefüge des Konzerns passe. Die Bahn habe auch ein Angebot für eine Lohnerhöhung gemacht. Die Detail-Gespräche darüber könnten aber bis Ende Januar dauern. Sollte Mehdorns Interpretation der gestrigen Einigung zutreffen, hätte sich die Bahn an diesem wichtigen Punkt durchgesetzt. Der Konzern hatte immer betont, der GDL nur dann einen eigenständigen Tarifvertrag zuzuerkennen, wenn dieser sich konflikt- und widerspruchsfrei in das Tarifgefüge der Bahn einpassen lasse.

In der vergangenen Woche hatten der Konzern und die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA eine grundsätzliche Reform der Tarifstruktur des Unternehmens verabredet. Demnach sollen künftig die 100 Berufe bei der Bahn in sechs Funktionsgruppen zusammengefasst werden, für die es jeweils separate Tarifverträge für Entgelt und Arbeitszeit geben soll. Konzernweit einheitlich würden dann nur noch Zusatzaspekte wie Urlaub und Altersvorsorge tarifvertraglich geregelt. Denkbar ist, dass nun die GDL für eine dieser Funktionsgruppen - die Lokführer - die Tarifhoheit erhält. Fraglich ist dabei allerdings, inwieweit sich die GDL in einem solchen Fall mit den ungeliebten Konkurrenzgewerkschaften abstimmen muss.

GDL-Chef Schell sprach von einem "soliden Fundament" für eine Tarifvereinbarung, doch liege noch viel Arbeit vor beiden Seiten. Schell kündigte zudem an, dass die Mitglieder der GDL noch im Dezember eine Abschlagszahlung von 800 Euro erhalten sollen. Dies soll ein Ausgleich dafür sein, dass sie bislang die mit den anderen Bahngewerkschaften ausgehandelten Tariferhöhungen nicht bekommen haben.

Der Einkommenstarifvertrag, den die Gewerkschaften Transnet und GDBA im Sommer mit dem Konzern vereinbart hatten, sieht eine Einmalzahlung in Höhe von 600 Euro für alle Bahnbeschäftigten für das Jahr 2007 vor; erst ab Januar 2008 soll im Konzern die allgemeine Lohnerhöhung von 4,5 Prozent greifen. Bei der Einmalzahlung hat die GDL also ihre Konkurrenz schon einmal überflügelt - auch wenn die 200 Euro mehr wohl eher eine symbolische Wirkung haben.

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