Neuer Anlauf: Bertelsmann will noch mehr RTL

Der Gütersloher Konzern unternimmt einen neuen Versuch, auch die restlichen Anteile der RTL Group zu kaufen. Konzernstrategisch wäre das sinnvoll.

Hat die Schulden aus dem Frère-Deal abbezahlt: die Bertelsmann-Zentrale in Gütersloh. Bild: dpa

Die Meldung am frühen Dienstagmorgen gehörte zu den verquastesteren ihrer Art: "Die RTL Group hat mitgeteilt, dass die Bertelsmann AG das Unternehmen darüber informiert hat, die Abgabe eines Angebots für diejenigen RTL-Group-Aktien zu erwägen, die Bertelsmann bislang noch nicht hält", schrieb - Bertelsmann. Im Klartext: Bertelsmann, bislang schon mit rund 90 Prozent der Anteile an Europas größter TV-, Radio- und Produktionsholding beteiligt,will nun auch den Rest vom Kuchen. Zur RTL-Group gehören 42 TV- und 32 Radiosender in zehn europäischen Staaten, sie ist außerdem Europas größter Produzent von TV-Programm und der wichtigste Programmhändler außerhalb der USA.

Konzernstrategisch wäre das sinnvoll: Bertelsmann ist zwar eine Aktiengesellschaft, aber nirgendwo an der Börse notiert. Der Laden - immerhin Deutschlands Branchenprimus und einer der zehn größten Medienkonzerne der Welt - gehört der Gründerfamilie Mohn und ihrer Bertelsmann-Stiftung. Und hier hält man den Besitz gern zusamen, um nicht auf fremde Strategen angewiesen zu sein: Mitte 2006 machte der Konzern 4,5 Milliarden Euro locker und kaufte damit ein Bertelsmann-Aktienpaket des belgischen Finanzinvestors Albert Frère zurück, um so einen drohenden Teilbörsengang zu verhindern. Die Familie Mohn kontrolliert nun wieder den gesamten Konzern, mit der kleinen Ausnahme Gruner + Jahrer, wo die Verlegerfamilie Jahr noch ein Viertel der Anteile hält - und eben RTL. Die RTL-Group ist zudem bislang börsennotiert und erwirtschaftet mir über 40 Prozent den Löwenanteil des Konzern-Gewinns von 2006 rund 2,4 Milliarden Euro.

Geld für den RTL-Anteilskauf steht Bertelsmann 2008 wieder zur Verfügung, nachdem man 2007 in erster Linie mit dem Abzahlen von Schulden aus dem Deal mit Albert Frère beschäftigt war. Doch "eine Entscheidung zur Abgabe eines solchen Angebots ist bislang nicht gefallen", heißt es in einer Konzernmitteilung: Die Offerte unterläge einer Reihe von Bedingungen und bedürfte insbesondere der vorherigen Zustimmung des Vorstandes und des Aufsichtsrates der Bertelsmann AG. "Es besteht keine Gewähr dafür, dass Bertelsmann überhaupt ein Angebot abgeben wird." Falls doch, will Gütersloh auf keinen Fall mehr als 82 Euro pro RTL-Group-Aktie zahlen. Der Kurs der Aktie stieg am Dienstagmorgen nach Bekanntwerden des Deals um knapp drei Prozent auf 70 Euro. Bertelsmann hatte schon einmal erfolglos versucht, die restlichen RTL-Anteile zu übernehmen - damals scheiterte der Deal am Preis.

Bei RTL selbst scheinen Expansionsgelüste dagegen derzeit nicht so ausgeprägt zu sein: Türkische Medien berichten am Dienstag, die Gruppe habe sich aus dem Bieterstreit um den türkischen Medienkonzern ATV-Sabah zurückgezogen. Zu ATV-Sabah gehören große Tageszeitungen und Unterhaltungssender, das Mindestgebot soll bei 1,1 Milliarden US-Dollar liegen.

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