„Sperrige Angelegenheit“

SYMPOSIUM ReferentInnen reden über Städtebau nach 1945 – auch unter Denkmalschutz-Aspekten

■ 53, Kunsthistoriker, Professor für Denkmalpflege und Baugeschichte und Leiter des Bremer Landesamts für Denkmalpflege.

taz: Herr Skalecki, hat man sich beim Nachkriegs-Siedlungsbau Gedanken über Denkmalpflege gemacht?

Georg Skalecki: Es geht ja um die Betrachtung der Siedlungen aus heutiger Sicht – und davon sind viele denkmalwürdig.

Nur würdig, oder stehen bereits Siedlungen unter Schutz?

Noch nicht, denn das ist natürlich allein aufgrund der Besitzerstruktur und der Größe eine sperrige Angelegenheit, aber aus den 50ern stehen einzelne Gebäude unter Schutz.

Was gehört in Bremen dazu?

Die Kirche St. Hedwig und das 1961 fertiggestellte Aalto-Hochhaus als Kulminations- und Mittelpunkt der Vahr. Die Vahr hätte es verdient, flächendeckend unter Schutz gestellt zu werden.

Warum? In dem Stil wurden doch viele Siedlungen gebaut.

Ja, aber nicht in einer so großen Dimension. Die Vahr hat europaweite Beachtung gefunden und ist hervorragend gelungen. Da gibt es nichts Vergleichbares.

Bremen braucht mehr Wohnraum – stünde der Denkmalschutz ganzer Großsiedlungen dem nicht im Wege?

In der Tat gibt es ein mögliches Konfliktpotenzial zwischen Bebauung und Schutz, zumal die Vahr sehr offen ist. Die Planung stand ja unter dem Motto „Licht, Luft und Sonne“, während man heute zur Nachverdichtung drängt. Aber es bestehen meines Wissens keine Pläne, ausgerechnet dort zu bauen.

Halten die Anwohner der Vahr ihre Häuser denn auch für schutzwürdig?

Ich denke, viele wissen gar nichts davon, dass wir das so sehen. Wir haben ein Abkommen mit der Gewoba und der Baubehörde, behutsam mit den Häusern umzugehen, und die Bewohner des Aalto-Hochhauses sind richtig stolz auf ihr Haus, die sehen das als Ikone.  Interview: SCHN

15 Uhr, School Of Architecture, Raum 315