Abschlussbericht des Weltklimarats IPCC: Meeresspiegel bis zu 1,40 Meter höher

Alle 130 Mitglieder, darunter die USA und Saudi-Arabien, erkennen den Klimawandel samt Folgen an. Bei der Weltkonferenz im Dezember soll es um Gegenmaßnahmen gehen.

Überschwemmung in Hoi An, Vietnam - der Weltklimarat sagt, was zu tun ist. Bild: ap

VALENCIA taz Der Weltklimarat (IPCC) hat eine schlechte und eine gute Nachricht: Die Erde steuert auf die vom Menschen verursachte Klimakatastrophe zu. Die Temperaturen werden bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 6,4 Grad, der Meeresspiegel um bis zu 1,40 Meter steigen, so das Ergebnis des am Samstag veröffentlichten Berichts zum Klimawandel. "Doch glücklicherweise hat die Menschheit einige Möglichkeiten, zu handeln", erklärt der Chef des Klimarates, Rajendra Pachauri. Wenn es gelänge, den Ausstoß von Treibhausgasen drastisch zu senken, könne das Schlimmste gerade noch vermieden werden.

Fünf Tage haben 2.500 Wissenschaftler im spanischen Valencia an dem 23 Seiten starken Dokument gefeilt. Es ist die Zusammenfassung der bereits vorliegenden drei Klimaberichte. Alle in Valencia vertretenen 130 Länder, selbst USA und Saudi-Arabien, die am Anfang gegen ein solches Papier waren, unterstützen den Report. Er soll jetzt in knapp drei Wochen bei der UN-Klimakonferenz im indonesischen Bali als Grundlage dienen, um über einen Plan zur Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen zu beraten. Dieser Plan soll noch ehrgeiziger werden, als sein Vorgänger von 1997 in Kioto.

Der Chef des UN-Klimarates, Rajendra Pachauri, mahnt zur Eile. Alle Länder seien von der Klimakatastrophe betroffen. Selbst wenn die Konzentration von Kohlendioxid beim Stand von heute bleibe, werde sich der Meeresspiegel auf Jahrhunderte hinaus nicht stabilisieren.

"Die Forscher haben klar und mit einer Stimme gesprochen", erklärte UN-Generalsekretär Ban Ki Moon. Es dürfe jetzt keine Zeit mehr verloren werden. Denn "die schlimmsten Szenarien des IPCC sind so angsterregend wie ein Science-Fiction-Film. Aber sie sind noch schlimmer, denn sie sind echt", warnte Ki Moon und berichtete von seiner jüngsten Reise in die Antarktis. Er setzt jetzt auf die Klimakonferenz in Bali. Die Klimaforscher gehen davon aus, dass in einem ersten Schritt der Treibhausgasausstoß bis 2015 stabilisiert werden muss, um ihn dann anschließend bis zum Ende des Jahrhunderts auf 50 Prozent des Standes von 2000 zu senken. Nur so kann der Temperaturanstieg auf 2,4 Grad bis 2100 begrenzt und das Schlimmste verhindert werden. Um das zu erreichen, sind Investitionen in Milliardenhöhe nötig. Vor einem Jahr rechnete der britische Wissenschaftler Nicholas Stern vor, dass ein Prozent des weltweiten BIP aufgebracht werden müsse, um den Klimawandel einzudämmen.

Ki Moon schaut vor allem auf die USA und China. Beide Länder haben 1997 das Kioto-Abkommen nicht unterzeichnet und seither beim Ausstoß von Treibhausgasen kräftig zugelegt. "Ich erwarte, dass die USA und China mit der Konferenz in Bali eine konstruktive Rolle spielen", sagt Ki Moon. Die EU, die ihren Kohlendioxid-Ausstoß bis 2020 um 20 Prozent gegenüber 1990 senken will, begrüßt den Bericht als "Meilenstein der Wissenschaft" und ruft zum Handeln. Auch Washington scheint zufrieden. "Wir haben eine sehr ausgewogene Position erreicht", erklärt die US-amerikanische Delegationsleiterin Sharon Hayes.

Doch genau das stört so manchen anderen Teilnehmer. Die US-Delegation habe einmal mehr alles getan, um den Bericht abzuschwächen. Immer dann, wenn es um konkretes Handeln gegen die Klimakatastrophe gegangen sei, hätten die USA "Interpretationsrisiko-Formulierungen" durchgesetzt, beschwert sich der deutsche Umweltstaatssekretär Michael Müller. Die Vereinigten Staaten lehnen verpflichtende Vorgaben zur Verringerung des Ausstoßes von Kohlendioxid ab.

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