Schaubühne
: Zum Sterben abgeschoben

„Muddling through“ – das Durchwursteln – ist ein beliebter Begriff in den Sozialwissenschaften, um das Gebaren der Politiker zu erklären. Durchwursteln müssen sich in der Stadt aber auch die Kulturschaffenden, weil die Politik ihr Verhalten auf sie überträgt. Da werden der Schaubühne, einer der kulturellen Leuchttürme, auf den Berlin gern so stolz ist, mitten in der laufenden Saison mal schnell 600.000 Euro gestrichen.

KOMMENTAR VON TINA HÜTTL

Gut, rechnet man die 400.000 Euro ab, die die einstige Partnerin Sasha Waltz einst mit an das Theater gebracht hat, bleibt unterm Strich nur ein scheinbar kleines Defizit. Aber bei einem chronisch unterfinanzierten Leuchtturm reichen auch verhältnismäßig kleine Summen, um endgültig alle Lichter auszublasen, wie die Leitung der Schaubühne nun vorrechnet.

Ein glücklicher Gewinner ist aber auch die Tanzkompagnie von Sasha Waltz nicht. Ohne den Zuschuss vom Hauptstadtkulturfonds (HKF), den sie einstweilen bekommen hat, reichen die 600.000 Euro vom Land hinten und vorne nicht. Doch was, wenn die HKF-Förderung Ende 2007 ausläuft?

Der Deal ist ein einziges Pulverfass. Das gesteht man sogar in der Kulturverwaltung ein. Seitens der Politik zeigt man sich nun betroffen. Keiner will’s gewesen sein. Der Kultursenator verweist auf den Finanzsenator, und der auf die klammen Kassen der Stadt. Und da keiner der beiden Abhilfe schafft, sollen es andere hinbiegen. Im Fall der Schaubühne ist es die Lottostiftung – mal wieder.

Längst ist das keine Ausnahme: Ob Karneval der Kulturen, Berliner Ensemble, ja sogar die ehrwürdigen Berliner Philharmoniker – sie alle können sich nur mehr mit projektbezogenen Fremdmitteln über Wasser halten. Ein unwürdiges Durchwursteln, das vor allem jederzeit schnell beendet werden kann.

Die Entscheidung über Tod oder Leben der Berliner Kultureinrichtungen fällt damit in Raten. In erster Instanz entscheidet darüber der Kultursenat. In zweiter aber mehr und mehr Einrichtungen wie die Lottogesellschaft und der HKF.