Bürgerkrieg in Kolumbien: Chávez trifft Farc-Kommandant

Venezuelas Präsident vermittelt zwischen Kolumbiens Regierung und den Farc-Rebellen. Seine Bemühungen zeigen erste Fortschritte in Richtung eines Gefangenenaustausches.

Rebellenkommandant Ivan Marquez (li) und Hugo Chávez auif einer Pressekonferenz in Caracas Bild: reuters

PORTO ALEGRE taz Die für den Todestag Che Guevaras angekündigten Treffen haben sich um vier Wochen verzögert, aber jetzt war es soweit: Der venezolanische Präsident Hugo Chávez ist in Caracas mehrmals mit Iván Márquez zusammengekommen, einem der ranghöchsten Kommandanten der Farc-Guerilla ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens"). Vorgestern nachmittag stellten sich Chávez, Márquez und die kolumbianische Senatorin Piedad Córdoba vor dem Präsidentenpalast in Caracas der Presse. Bei seiner Vermittlung über einen Gefangenaustausch sei er gerade dabei, "eine sehr große und schwere Tür" aufzuschieben, meinte ein gut gelaunter Chávez. "Wir haben die Lage sondiert und versuchen, das Puzzle zusammenzufügen."

Seit August bemühen sich Chávez und Córdoba mit Billigung von Kolumbiens Präsident Álvaro Uribe, einen "humanitären Austausch" zwischen Geiseln in der Gewalt der Farc und über 400 inhaftiuerten Rebellen in die Wege zu leiten. Die Farc ("Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens") haben sich grundsätzlich bereiterklärt, 45 Geiseln freizulassen, wenn die Regierung im Gegenzug über 400 inhaftierte Rebellen entlässt.

Die Guerilla wünscht ein Treffen zwischen Chávez und Farc-Chef Manuel Marulanda in der besonders umlämpften Kriegsregion Yarí im Osten Koilumbiens, stellte Márquez jetzt klar. "Eine Demilitarisierung ist sehr wichtig", sagte der Guerillero. "Es ist unverständlich, dass die Regierung das ausschließt, wo es doch der einzige Weg zu einem humanitären Abkommen ist."

Wenig später meldete sich Álvaro Uribe aus Santiago zu Wort, wo am Donnerstag der 17. Iberoamerikanische Präsidentengipfel eröffnet wurde. Wider einmal schloss er eine Demilitarisierung kategorisch aus und fügte hinzu: "Chile hat die Diktatur entschlossen besiegt, und Kolumbien ist gerade dabei, die Diktatur in den Territorien auszurotten, die vom Drogenhandel finanziert werden". Auf dem parallel tagenden "Völkergipfel" wurde ein neunminütiges Video von Farc-Sprecher Raúl Reyes gezeigt.

Chávez versicherte, dass er als Vermittler in enger Abstimmung mit Bogotá vorgehe. Am Mittwoch waren daran Zweifel aufgekommen: Vom ersten Treffen mit einem Farc-Vertreter am Vortag habe man aus den Medien erfahren, sagte der kolumbianische Friedensbeauftragte Luis Carlos Restrepo verärgert. Anders als vereinbart sei man von der venezolanischen Regierung nicht informiert worden.

Er wolle Marulanda auch lieber in Caracas treffen, sagte Chávez jetzt. In Santiago, wo er am Freitagmorgen eintraf, wollte er Uribe Bericht erstatten. Prominentestes Entführungsopfer in der Gewalt der Farc ist seit 2002 die kolumbianisch-französische Politikerin Ingrid Betancourt. "Von hier aus lasse ich Marulanda ausrichten, dass ich vor meiner Ankunft in Paris ein Lebenszeichen will", sagte Chávez. Am 20. November fährt er zu einem Staatsbesuch nach Frankreich. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy drängt seit seinem Amstantritt vehement auf eine Lösung in der Geiselfrage.

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