MySpace und Google: Geballt gegen Facebook

Googles "OpenSocial"-Initiative wird größer, als zunächst angenommen: Auch MySpace, das größte soziale Netzwerk der Welt, nimmt nun daran teil.

Soziales Netzwerkchaos? Google wird Abhilfe schaffen. Bild: screenshot taz

Nachdem am Mittwoch bekannt geworden war, dass die große Suchmaschine die "Social Networking"-Szene aufmischen will, platzte am Donnerstag die eigentliche Bombe: Auch MySpace, mit 200 Millionen Mitgliedern das größte soziale Netzwerk im Internet, wird an Googles "OpenSocial"-Initiative teilnehmen. Damit gewinnt das Projekt eine neue Dimension. Denn während es zunächst danach aussah, als ob Google lediglich ein paar kleine Anbieter gegen den Aufsteiger Facebook zusammenrotten wollte, handelt es sich nun doch um eine Großinitiative, die Auswirkungen auf das gesamte Internet haben wird.

Google unterlag dem Konkurrenten Microsoft im Bieterkampf um das populäre soziale Netzwerk Facebook und arbeitet seitdem intensiv an Strategien gegen das ehemalige Studentennetzwerk. Facebook ist dank eines kleineren Investments von Microsoft auf dem Papier 15 Millarden Dollar wert und wächst weiterhin rasant. Google hatte dem bislang nur wenig entgegen zu setzen und legte deshalb in dieser Woche "OpenSocial" vor. Dabei handelt es sich um eine gemeinsame Schnittstelle, über die bislang getrennt agierenden sozialen Netzwerke Daten und Anwendungen austauschen können. Aus vielen kleineren Playern soll so ein großer werden, ohne dass es zu wirtschaftlichen Vereinigungen kommen müsste. Alle Teilnehmer verpflichten sich, zueinander kompatibel zu werden - ähnlich wie dies bei in der Betriebssystemwelt der Fall ist.

Doch ganz überraschend kommt der Schritt nicht. Schließlich arbeiten MySpace und Google bereits seit längerem zusammen - so vermarktet die Suchmaschine Werbung für den Dienst. "OpenSocial wird der Defakto-Standard für Entwickler sein - und das von Anfang an", kommentierte MySpace-Chef Chris DeWolfe. Das soziale Netzwerk ist Teil des Medienkonzerns News Corporation von Rupert Murdoch.

MySpace ist mit Abstand der größte Player, der nun an "OpenSocial" teilnimmt. Wie Google am Donnerstag mitteilte, werden aber auch Anbieter wie Friendster, LinkedIn, Ning, Plaxo, Viadeo und einige andere mit dabei sein. Aus der Business-Softwarebranche beteiligen sich Oracle und Salesforce - und mit Xing ist auch ein deutscher Anbieter vertreten. Anwendungsentwickler wie iLike, Flixster, RockYou und Slide werden ebenfalls mitziehen. Internet-Pionier Marc Andreessen, der den ersten populären Browser Netscape schuf und heute das soziale Netzwerk Ning führt, nannte "OpenSocial" ein "neues Universum sozialer Anwendungen im ganzen Web" - und begründet so seine Teilnahme an dem Mammutprojekt.

Andreessen betonte, es handele sich um den gleichen Ansatz, den auch Facebook mit seiner "Facebook Platform" nutze, mit der das soziale Netzwerk seit einigen Monaten Programme von Drittherstellern zulässt. Der entscheidende Unterschied: Mit Facebooks Projekt könne nur Facebook der Plattform sein, mit "OpenSocial" alle soziale Netze, die daran teilnehmen. Auch setze man im Gegensatz zu einer speziellen Programmiersprache wie Facebook auf Web-Standard-Technologien. So könnten "soziale Anwendungen" künftig überall genutzt werden.

Facebook ist mit seiner "Platform" bislang enorm erfolgreich. Seit Start wurden über 7000 dieser ergänzenden Anwendungen für das soziale Netzwerk geschrieben, was wiederum den Nutzerzulauf erhöhte. Diese Programme können etwa spezielle Programme sein, die die Funktionalität von Facebook erhöhen - aber auch Spiele und Multimedia. Anbieter können ihre Kreationen über das Schalten von Werbung refinanzieren. Google wollte gegenüber dem "Wall Street Journal" nicht kommentieren, ob man mit Facebook selbst über eine Teilnahme an "OpenSocial" gesprochen habe.

Bislang zeichneten sich soziale Netzwerke vor allem durch eine Abschottung nach außen aus - die Anbieter wollten die Kunden dadurch an sich binden. So kann man etwa nur dann Kontakt mit anderen Facebook-Nutzern aufnehmen, wenn man selbst Mitglied der Plattform ist. "OpenSocial" könnte es nun ermöglichen, dass man seine "Identität" mitnehmen kann.

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