Leitzins gesenkt: Fed lässt die Rekorde purzeln

Die Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed um 0,25 Prozentpunkte freut nicht nur die Börsianer. Auch der Euro-Kurs und die Preise für Öl und Gold klettern auf neue Höchststände.

Verhalten erfreute Reaktion: Börsianer in New York Bild: dpa

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat getan, was der Markt von ihr erwartet hat - aber auch nicht mehr. Die Währungshüter senkten den Leitzinssatz am Mittwoch von 4,75 auf 4,5 Prozent. Sie machten aber deutlich, dass mit Zinssenkungen nun Schluss sei. Die Risiken für die Konjunktur und für die Preisentwicklung seien beim jetzigen Zinssatz "nahezu ausgeglichen". Im September hatte die Fed ihren Zinssatz schon um einen halben Prozentpunkt gesenkt, um die Auswirkungen der US-Hypothekenkrise abzumildern.

Die Börse reagierte verhalten erfreut. In New York zog der Dow-Jones-Aktienindex um ein Prozent an. Der Deutsche Aktienindex DAX gewann am Mittwoch ein halbes Prozent, tendierte allerdings am Donnerstag schwächer. Die Schweizer Bank Credit Suisse, die gerade Abschreibungen in Milliardenhöhe infolge der Finanzmarktkrise meldete, erinnerte die Märkte daran, dass man trotz der US-Zinssenkung noch nicht vom Ende der Turbulenzen ausgehen könne.

Dem Euro verhalf die Fed durch ihre Entscheidung zu einem neuen Rekord von 1,45 Dollar. Ein Ende des Höhenflugs ist nicht absehbar. Denn Marktteilnehmer wollen nicht mehr ausschließen, dass die Europäische Zentralbank ihre Zinsen in ein paar Monaten anhebt, um die überraschend hohe Inflationsrate von 2,6 Prozent im Oktober einzudämmen. Dann würde die Anlage in Euro noch attraktiver.

"Wenn jetzt noch irgendeine Andeutung kommt, dass die US-Konjunktur in der ersten Jahreshälfte 2008 stärker abkühlt, gerät der Dollar unter weiteren Druck", meinte ein Londoner Analyst. In den USA wurde zwar gerade ein erstaunlich hohes Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent im Sommer gemeldet, auch dank eines zehnprozentigen Wachstums der Rüstungsausgaben. Aber für das laufende Quartal rechnen Experten schon nur noch mit 1,8 Prozent - nicht zuletzt, weil Hausbesitzer angesichts der Immobilienkrise keine hohen Schulden mehr auf ihr Haus aufnehmen können, um Anschaffungen zu finanzieren.

Auch Öl erreichte einen neuen Höchstpreis. Am Donnerstag kostete das Barrel (159 Liter) zeitweise mehr als 96 Dollar. "Der Markt geht von 100 Dollar aus", sagte ein Händler. Das wäre dann inflationsbereinigt so viel wie zum Höhepunkt der zweiten Ölkrise 1980. Der Grund für den jüngsten Preisschub war ein Bericht des US-Energieministeriums über drastisch geschrumpfte Ölreserven in den USA. Der Effekt wird dadurch verstärkt, dass die Ölpreise in US-Dollar notiert werden, der Dollarkurs aber immer weiter verfällt. Insofern schlägt sich die aktuelle Fed-Zinsentscheidung auch auf den Ölmärkten nieder.

Rekorde werden auch bei anderen Rohstoffen gemeldet, vor allem beim Gold. Erstmals seit 1980 kostete die Feinunze (31,1 Gramm) mehr als 800 Dollar. Der Grund ist die Angst vor der steigenden Inflation. Die könnte sich noch beschleunigen durch das billige Geld, das die Fed nun in die Wirtschaft pumpt. Eine Flucht in beständigere Werte ist die nahe liegende Reaktion.

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