Kommunistische Mondflieger: China greift zu den Sternen

Mittwoch Mittag haben die Chinesen ihre Mondsonde erfolgreich ins all geschossen - die Rakete heißt nicht zufällig "Langer Marsch". Auch die Europäer sind aktiv: An der ISS.

Ab zum Mond. Bild: reuters

Gedränge im Weltall: Am Dienstag Abend startete die NASA trotz einiger Sicherheitsbedenken den nächsten Space Shuttle-Flug zur Internationalen Raumstation ISS - und nun starten auch die Chinesen erfolgreich ihre Mondrakete. Mittwoch Mittag unserer Zeit hob die dreistufige Rakete vom Typ "Langer Marsch" vom chinesischen Raumfahrtzentrum Xichang im Südwesten Chinas ab.

Die Sonde mit dem Namen "Chang'e I", benannt nach einer chinesischen Gottheit, die einer landestypischen Sage nach auf dem Mond lebt, ist nur der Anfang einer ganzen Reihe von Ausflügen außerhalb der Erdatmosphäre. Chinas ehrgeiziges Ziel: Bis 2020 sollen auch chinesische Astronauten auf dem Mond landen. Zuvor soll bis 2012 ein eigenes Mondmobil ins All geschossen werden, der Boden- und Gesteinsproben nimmt. Das erklärte die "China National Space Administration" (CNSA), die örtliche Raumfahrtagentur.

Um dies alles zu erreichen, müssen die Chinesen allerdings erst mal eine konkurrenzfähige Weltraumindustrie aufbauen. Dazu soll der Forschungszyklus beschleunigt werden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua in dieser Woche. Mehr als ein Dutzend Starts sollen der Rakete "Langer Marsch 3A" bereits geglückt sein, behauptet die CNSA. Die Raumforschung des Landes geht auf eine Anweisung Maos aus dem Jahre 1958 zurück, der forderte, das Land müsse einen Satelliten bauen, um mit der damaligen Sowjetunion und den USA konkurrieren zu können. China könne nicht einmal eine Kartoffel ins All schießen, hatte der Revolutionsführer damals geklagt.

Es wurde in der Tat ein langer Marsch: Über Jahre kämpfte man mit Rückschlägen, verlor in den Neunzigerjahren Raketen und auch Menschenleben. 2003 gelang dann der erste bemannte Ausflug des Landes in den Erdorbit.

Nicht alle Chinesen interessieren sich für Raketen. Bild: dpa

Die Weltraumambitionen Chinas haben auch gute wirtschaftliche Gründe. Das Land würde gerne mit großen Luft- und Raumfahrtkonzernen wie Boeing oder EADS mithalten. Um dies zu erreichen, soll auch das Investitionsklima verbessert werden. Vorbild ist auch hier die NASA: In den USA sorgt man mit Wettbewerben dafür, dass die Privatwirtschaft in eigene Weltraumprojekte investiert. China kann sich vorstellen, ausländische Firmen zumindest teilweise an der staatseigenen Weltraumindustrie zu beteiligen. Es wird allerdings erwartet, dass dies nur vorsichtig geschieht. Notwendig ist dies auch, weil das Budget der CNSA weniger als 10 Prozent der jährlichen Mittel der NASA betragen soll.

Nicht nur China gehört zur Gruppe aufstrebender Staaten, die nach den USA zum Mond wollen. Japan schickte Anfang Oktober seinen ersten "Lunar Explorer" zum Mond und startete gleichzeitig ein großes Weltraumprogramm. Auch Indien interessiert sich für den Mond, will dort sogar Rohstoffe abbauen - so lauten zumindest die nach Science-fiction klingenden Regierungspläne. Auch die NASA selbst plant eine Rückkehr: Bis 2020 soll die nächste bemannte Mondmission starten, nachdem die US-Weltraumbehörde ihre Apollo-Starts in den Siebzigerjahren beendet hatte. China würde diesen Zeitplan gerne überholen, heißt es aus Peking.

Die NASA startete am Dienstag unterdessen zu einer neuerlichen Mission zur ISS. Geplant ist eine komplexe Mission, die 10 Tage dauern wird. Das Space Shuttle Discovery trägt diesmal das Raumstationsmodul "Harmony" ins All, ohne dass die nächsten zwei geplanten Laborteile "Columbus" aus Europa und "Kibo" aus Japan nicht montiert werden könnten. "Harmony" wurde in Italien gebaut und wiegt über 14 Tonnen. Es bindet die beiden neuen Labors an die Station an und gibt ihr damit fast ihre Endform.

So sehen die Starts bei der Konkurrenz aus: Discovery am Dienstag. Bild: dpa

Der Discovery-Start wäre um ein Haar verschoben worden, nachdem ein NASA-Ingenieursausschuss in der vergangenen Woche empfohlen hatte, insgesamt drei Hitzeschutzkacheln an der Fähre auszutauschen. Dies hätte die Mission allerdings um zwei Monate verzögert. Die NASA entschloss sich deshalb, das "geringe Risiko" einzugehen. Außerdem hatte sich ein kleines Eisstück an einer Kraftstoffleitung gebildet - auch dies verzögerte den Start jedoch nicht. Die 46jährige Pam Melroy leitete die Shuttle-Crew als Commander - sie ist erst die zweite Frau, die dies seit Start des Programmes 1981 tut. An Bord der ISS trifft Melroy auf eine zweite Kommandeurin: Die NASA-Astronautin Peggy Whitson hat dort seit kurzem das Kommando übernommen.

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