Kommentar Friedensnobelpreis: Das Nobelkomitee macht Politik

in Friedensnobelpreis für Umweltschützer? Das verwundert: Eigentlich waren doch mutige Menschenrechtler oder einsichtige Staatenlenker auf diesen Preis abonniert.

Ein Friedensnobelpreis für Umweltschützer? Auf den ersten Blick verwundert die Kombination. Eigentlich waren doch mutige Menschenrechtler oder einsichtige Staatenlenker auf diesen Preis abonniert. Aber ein Blick auf die Folgen des Klimawandels zeigt, wie recht das Nobelpreiskomitee mit seinem erweiterten Verständnis von Frieden und Sicherheit hat: Wenn die Gletscher kleiner werden, geht den Menschen das Trinkwasser aus. Wenn der Meeresspiegel steigt, müssen Millionen Küstenbewohner fliehen. Bereits heute bekriegen sich Bauern und Nomaden in Afrika, weil die Dürre Land und Lebensmittel verknappt.

Traditionelle Sicherheitspolitik ist in den Zeiten der Erderwärmung zum Scheitern verurteilt. Wer in Zukunft Flüchtlingsströme und Kriege um Ressourcen vermeiden will, muss heute die CO2-Emissionen drastisch senken. Er muss aber auch Windräder nach Afrika bringen, Bangladesch bei der Anpassung an den steigenden Meeresspiegel helfen, und - wo das schon zu spät ist - Umweltflüchtlingen ein Recht auf Klima-Asyl geben.

Die Botschaft des diesjährigen Nobelpreises heißt: Klimaschutz ist aktive Friedenspolitik. Mit Al Gore und dem UN-Klimarat IPCC zeichnet das Komitee dabei zwei Protagonisten aus, die den Klimaschutz in diesem Jahr aus der Nische der Umweltpolitik in die höchste Etage der internationalen Diplomatie befördert haben. Sowohl Gore als auch der Klimarat warnen bereits seit vielen Jahren vor den Folgen des Klimawandels. Dass die Welt inzwischen zuhört, liegt auch an ihrem neuen Zusammenspiel. Der IPCC ist für die Erkenntnisse zuständig, er bildet den Konsens der Klimawissenschaft ab. Al Gore hat diese Erkenntnisse mit seinem Film "Eine unbequeme Wahrheit" erfolgreich verkauft. Er hat den Klimaschutz populär gemacht und damit wohl mehr geschafft, als er als US-Präsident je hätte erreichen können.

Der diesjährige Friedensnobelpreis würdigt weniger ein Lebenswerk, vielmehr mischt er sich aktiv in das politisch brisanteste Thema der Gegenwart ein. Zwei Monate vor den Klimaverhandlungen auf Bali erinnert das Komitee die Staaten daran, dass sie jetzt handeln müssen, um künftig in Frieden leben zu können.

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